: Licht fürs Rathaus Protest gegen Todesraser in Stuhr
■ Leuchter originaltreu nachgebaut Nach dem Verkehrstod eines Kindes will die Gemeinde jetzt über eine Ampel reden
Der prachtvolle, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Leuchter des Festsaales im Bremer Rathaus wird bald wieder in neuem Glanz erstrahlen. Die vergoldete, zehn mal sechs Meter große Girlande mit 90 Lampen ist in den zurückliegenden zwölf Monaten in der Sächsischen Broncewarenfabrik Wurzen GmbH gefertigt worden. In den nächsten Tagen wird das Prunkstück im Rathaus angebracht. „Die repräsentative Leuchte haben wir mit der Unterstützung von Bremer Denkmalpflegern nach alten Fotos originalgetreu nachgebaut“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Hans Sehn. dpa
Das traditionsreiche sächsische Unternehmen habe vor etwa 100 Jahren den später im Weltkrieg zerstörten Leuchter gefertigt, berichtete Sehn. Mit der neuen Festbeleuchtung für Bremen schufen die knapp 70 Metalldrücker, Kunstschmiede und Gürtler ihr bisher größtes Werk. Es wiegt immerhin zwei Tonnen.
Seit 1862 setzt der sächsische Betrieb Theatern, Schlössern, Rathäusern und anderen repräsentativen Gebäuden wahre Glanzlichter auf. Zum Sortiment des 1972 zwangsverstaatlichten und seit September 1990 reprivatisierten Betriebes gehören Prunkleuchten wie flämische Kronen, klassizistische Leuchter aus Messing, Kandelaber aus Gußeisen, aber auch technische Leuchten für Schienenfahrzeuge. Seit 1990 sind laut Sehn etwa fünf Millionen Mark in die Modernisierung des Unternehmens geflossen. In diesem Jahr strebe die Firma mit 6,5 Millionen Mark einen Umsatz wie 1993 an. dpa
„Wir haben Angst, wenn die Kinder vor die Tür gehen“, sagt Frau Stockenberg, Sie wohnt an der Blockener Straße, ist Elternvertreterin in den Grundschule. Mit bis zu 100 km/h fegen die Autos an ihrer Vorgartentür vorbei. Grundschulkindern müssen hier die Blockener Straße überqueren. Bei diesem Versuch starb am vergangenen Dienstag Katharina, 12 Jahre alt. Der unnötige Tod brachte den Protest, der seit zehn Jahren an den Toren der Kommunalverwaltung abprallt, zum Überkochen. Zweimal blockierten seitdem brave Anwohner die Todesstraße an der Stelle, an der für Katharina mehrere Kreuze aufgestellt wurden.
Peter Schilbach, Bürgermeister von Stuhr und von Beruf Musikredakteur bei Radio Bremen, findet jede Form des Protestes gut. Auch daß die Kirche in Stuhr jeden Dienstag die Glocken läuten will, bis an der Stelle eine Ampel eingerichtet ist, sieht er als ein politisches Zeichen. Nur ob die Stuhrer Gemeindevertreter heute (Mittwoch) Nachmittag, wenn hier der Bürgermeister mit dem Verwaltungsausschuß und den Vertretern der Ratsfraktionen zusammensitzt, etwas in der Sache entscheiden werden, mochte er nicht versprechen. Bis heute sei nicht klar, ob die Gemeinde dort eine Ampel beschließen dürfe oder ob das nicht Sache der Kreisverwaltung Delmenhorst sei. Mit dieser Begründung wird das Thema seit Jahren in den Verwaltungen hin und her geschoben. Ein Vertreter des Kreises hatte gegenüber Buten&Binnen erklärt, daß die Gemeinde durchaus eine Ampel hier austellen dürfe. Bürgermeister Schilbach findet die Rechtslage dennoch, wie er der taz erklärte, letztlich nicht klar.
Vom Tod des Mädchens aufgeschreckt wollen Grüne und SPD, die die Mehrheit im Rat von Stuhr haben, jetzt aber Druck machen. Allerdings geht es zunächst nur um ein Tempolimit. 1992 hatten Gemeindevertreter noch eine Begehung der späteren Todesstelle gemacht, an der auch früher mehrfach schwere Unfälle passierte, und keinen Handlungsbedarf gesehen. Frühmorgens, so meint Frau Stockenberg, seien auch die Kinder dort nicht zu sehen - sie sind in der Schule. Die AnwohnerInnen der Blockener Straße wollen ihren Protest so lange nicht aufgeben, bis eine Ampel auf der Straße steht, versicherte sie. spix
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