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Das Gießen neu erfinden

■ Dritter Sonderforschungsbereich an der Uni bewilligt / Wird in der Produktionstechnik eine neue Zukunft für Mini-Hüttenwerke entwickelt?

Was hat eine Düse, aus der 1.600 Grad heißer, flüssiger Rohstahl sprüht, mit der Hitliste von Deutschlands Universitäten zu tun? Im Bereich Forschung legt die Bremer Universität seit einigen Jahren mächtig zu, und besagte Düse soll Bremen beim nächsten Uni-Ranking weit nach vorne katapultieren. Denn bereits der dritte Sonderforschungsbereich ist jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an die Bremer Uni vergeben worden – ein mit 8 Millionen Mark gefördertes Projekt im Bereich Produktionstechnik. Hier soll in den nächsten Jahren – die Forschung ist für zunächst drei Jahre gesichert – das Gießen von Metall neu erfunden werden.

Das „Sprühkompaktieren“, das siebzehn WissenschaftlerInnen aus zehn Fachbereichen untersuchen werden, könnte eine neue Technologie für Mini-Hüttenwerke werden. Ein flexibles Verfahren, das die Herstellung variabler Produkte in kleinen Mengen erlaubt – das wäre das, was die Klöckner-Hütte auf der Stelle aus der Bredouille bringen könnte. Die riesigen Kaltwalzwerke und Warbreitbandstraßen eines Stahlwerkes erlauben die Produktion von Blechen in großen Mengen – rentabel, solange die Anlagen komplett ausgelastet sind. Doch eine schnelle Reaktion auf einen veränderten Markt und eine Umstellung der Produktion auf T-Träger oder Rohre, besser noch: heute T-Träger, morgen Rohre und übermorgen wieder Bleche – das ist mit der alten Gieß- und Walztechnik unmöglich.

Nicht so das „Sprühkompaktieren“, mit dem sicher nicht aus Zufall bereits mehrere Stahlkonzerne arbeiten: Mit hohem Druck wird das geschmolzenen Metall hierbei auf das Werkstück gesprüht – das garantiert vollkommen andere Materialeigenschaften als beim Gießen. Kolben und Zylinderköpfe für Automotoren könnten härter, aber gleichzeitig sehr viel leichter werden; Turbinen, die Extrembelastungen ausgesetzt sind, könnten haltbarer gemacht werden. Und nicht zuletzt wollen die Bremer WissenschaftlerInnen mit völlig neuen Werkstoffen experimentieren – Mischungen aus Metallen, die mit anderen Verfahren nicht vermischt werden können zum Beispiel.

Einmal am Tag läuft bislang das Experiment im Institut für Werkstofftechnik – öfter ist es wegen des immensen Energieaufwandes nicht möglich. Mit Mitteln des DFG (1 Mio. Mark) und des Landes Bremen (800.000 Mark) soll nun ein zweites Versuchslabor gebaut werden – explosionsgeschützt und vollautomatisch, da dort auch mit Aluminium gearbeitet werden soll. Eine hochexplosive Mischung, wenn Sauerstoff ins Spiel kommt – aus der Sprengstoffforschung bestens bekannt. Und so ganz unschuldig ist das „Sprühkompaktieren“ auch nicht – in den USA wurden mit diesem Verfahren beste Ergebnisse bei der Herstellung von Torpedorohren erzielt. skai

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