Der Ball on stage

■ Ein Fazit vor dem Endspiel

Ende gut, alles gut? Mehr! „Sehr gut“, sagt FIFA-Generalsekretär Sepp Blatter. Schlaflose Nächte? I wo. Die hatte der 58jährige nur vor dem 17. Juni. „Meine bange Frage: Wird der Fußball auch wirklich gut sein?“ Was heißt schon gut? „Dramatisch“ seien die Spiele gewesen. Im Gegensatz zur „Kickerei“ 1990 in Italien hätten sich wahre Dramen auf den Spielfeldern ereignet.

Und weil Funktionäre offenbar gerne ins Theater gehen, soll der grüne Rasen künftig weiter kräftig strammen Männerwaden als Bühnenbretter dienen. Der Ball on stage.

Auf daß das kulturelle Vergnügen der Fußball-Bürokraten noch vergnügsamer werde, gibt es kleinere Eingriffe in die bisherige Dramaturgie: 1998 in Frankreich soll der Gastgeber das Ballaballa- Spektakel eröffnen. Zweitens: Damit auch der letzte begreife, daß der Fuß-Ball nur unter Zuhilfenahme der unteren Extremitäten zum Laufen gebracht werde, wünscht sich die FIFA den kick in, den Einschuß, und läßt ihn in den zweiten Ligen Belgiens, Englands und Ungarn ausprobieren.

Der „moderne Fußball“ (Gegenteil: die klassische Periode), geboren auf dem neuen Kontinent, soll, so Blatter, die Regel werden. Das heißt: Drei-Punkte-Regel nicht nur in Griechenland, England und der Türkei, sondern auch in der Bundesliga. Denn: „Jetzt wurde ruck, zuck mit 120 Stundenkilometern aufs Tor gespielt.“ Denn: 2,66 Tore (Schnitt bis zum Viertelfinale, soviel wie seit 1982 nicht mehr) sind den Produzenten der Fußball-Dramen immer noch zuwenig. Blatter: „Wir wollen mindestens 3.“ Und: „Wir sollten überall die gleiche Zählweise haben.“ Damit sich auch keiner verrechnet, schon gar nicht der Schiedsrichter, bekommt jener eine zweite Uhr ums Handgelenk, um auf dieser die Verletzungspausen exakt mitzustoppen. Nettospielzeit-Erhöhen, wir wissen es schon, heißt das Zauberwort der Männer am FIFA- Kassenhäuschen.

Und weil die Kassen voll waren, waren die Funktionäre aus dem Häuschen. Und taten so, als ginge es ihnen, wie immer, nur um die 22 Protagonisten auf der Rasenbühne. Blatter: „Dem Spieler ergeht es wie einem Sänger, der vor halbleerem Saal kein guter Sänger ist.“ „Vibrierende US-Stimmung“ habe die Kicker zur „ganz großen Form“ animiert. coh