piwik no script img

Nach der Nulldiät

■ Nach dem Ende des Altonaer Theaters: Mitarbeiter reagieren mit Galgenhumor

Im Altonaer Theater sieht man der eigenen Beerdigung mit Galgenhumor entgegen: Die Stimmung ist fast gelassen, nachdem das lang befürchtete Ereignis nun endlich eingetreten ist.

„Wir konnten uns letztlich an zehn Fingern abzählen, daß es so kommen würde“, sagt Andreas Wegner, Inspizient des Theaters. Gebranntes Kind scheut das Feuer: Er und sein Kollege, Beleuchtungsmeister Peter Schippke, waren schon in ihren letzten Anstellungen bei den Kammerspielen Opfer der Nulldiät. Auch für Rainer Kollien aus dem Verwaltungsbüro und den Rest der über achtzig Beschäftigten kommt die Schließung nicht aus heiterem Himmel. „Völlig unerwartet“, kann Kollien nur zynisch bemerken.

Alle drei hoffen auf die Hilfe von Kultursenatorin Christina Weiss. „Sie müßte uns zumindest neue Stellen vermitteln“, ist man der Meinung. Doch realistisch betrachtet stehen die Chancen wohl eher schlecht für eine Übernahme an ein anderes Theater. Auch nach der Kündigung bei den Kammerspielen waren Schippke und Wegner Neuanstellungen zugesagt worden - ohne Ergebnisse. Beide fanden durch Glück selbst einen Arbeitsplatz. Ein ähnliches Versagen der Senatorin befürchten sie auch jetzt.

Für etwa zwanzig der Mitarbeiter wird diese Suche allein aus Altersgründen vermutlich erfolglos verlaufen. Aber auch für alle anderen sieht die Zukunft nicht gerade rosig aus: Neue Mitarbeiter wird zur Zeit wohl kaum ein Theater einstellen können.

Die Gründe für die Entscheidung, das Altonaer Theater zu schließen, liegen auf der Hand. „Der Zug ist schon lange abgefahren, weil die Führung nicht erkannt hat, wie sich die Medienlandschaft verändert“, sagt Wegner. „Von der Existenz der Privatsender wollte da ebensowenig jemand etwas wissen wie vom Phantom der Oper.“ Es kam, wie es kommen mußte - nach Schippkes Ansicht „ein bißchen heftig“.Katharina Frier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen