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Hintern nicht vergessen

■ Heute im Römer: „Weed Beat“, die MeisterInnen der Hanforgel

Garage, Beat, Psychedelic und Sixties sind Schlagworte, mit denen bei der Bremer Band „Weed Beat“ schnell zur Hand ist. Zögerlich nehmen die vier Mitglieder diese Begriffe selbst schon mal in den Mund, wenn auch zumeist nur, um nicht als Hippies kategorisiert zu werden. Eine Affinität zur Mode und Musik der 60er können Dennis (Gesang, Gitarre), Boris (Baß), Faye (Orgel) und Bienie (Schlagzeug) sicher nicht abstreiten, aber gegen die Flower-Power- Schublade wehren sie sich mit Händen und Füßen.

Boris: In den 6Oern haben die sich ja auch keine Gedanken über Begriffe gemacht, sondern einfach losgelegt. Wie wir.“ Einfach losgelegt haben „Weed Beat“ zunächst als orgelloses Trio vor knapp zwei Jahren. Ihren ersten, übereilten Auftritt bezeichnen sie heute selbstkritisch als „ultra-übelst katastrophal“. Davon ließ man sich nicht entmutigen und nahm noch Farfisa-Organistin Maudi auf, die inzwischen durch die neue Tastendrückerin Faye ersetzt wurde. „Loslegen“ und „Spaß haben“ ist auch für Faye das wichtigste beim Musizieren: „Ich würde auch in einer Punk-Band spielen. Aber nicht in einer Pop-Band.“ Und natürlich nicht in einer Hippie-Band. Über ihre männlichen Kollegen sagt sie: „Die sind wie Kinder! Unser mentales Durchschnittsalter ist ungefähr 13.“ Dabei ist sie mit 19 die Jüngste im Bund.

Neben ihrer Live-Qualität ist eine gewisse Kopflosigkeit tatsächlich das berüchtigste Attribut der Band. „Wahrscheinlich werden sie schon deshalb nie groß rauskornen. Die vergessen nochmal ihre eigenen Hintern!“ stöhnte letzten Donnerstag „Weed Beat“-Manager Dildo Müller, als wenige Stunden vor einem Geheim-Gig im „Eisen“ noch unklar war, ob überhaupt alle Bandmitglieder bescheid wußten.“Stehen die vier aber zur selben Zeit auf der selben Bühne, steigern sie sich bald in eine mitreissende Show: Da robbt Boris auf dem Boden herum, Dennis traktiert mit seiner Gitarre den Verstärker, und Bienle macht die furchterregendsten Drummer-Gesichter, während er mit Bierflaschen trommelt.

Diese Energie läßt sich selbstverständlich schwer konservieren. Trotzdem möchten „Weed Beat“ ihrem bislang einzigen Tape weitere Aufnahmen folgen lassen. Wer darauf nicht warten mag, kann und sollte sie heute um 21 Uhr im „Römer“ erleben. Falls sie das nicht vergessen haben.

Andreas Neuenkirchen

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