: Unterm Strich
Warming up the Band: Am Dienstag haben die Rolling Stones, deren Welttournee am 1. August beginnt (parallel und quasi in Konkurrenz zum vielbeachteten diesjährigen Woodstock-Revival werden sie in New York sein), in Toronto einen Spontan-Gig in einem kleinen Club hingelegt, nach Angaben von dpa „eine freudige Überraschung“ für die einheimische Bevölkerung, die sich für die 5 Dollar billigen Karten stundenlang die Beine in den Bauch stand. 90 Minuten hielt die Band durch. „Jagger ist immer noch der erotischste Mann“, soll eine nicht näher gekennzeichnete Frau hinterher im kanadischen Rundfunk geschwärmt haben. Schönster und tiefsinnigster Satz der dpa-Kurzbesprechung: „Die ,Stones‘ brachten bei dem Überraschungskonzert alte Hits und neue Songs.“
Und Sie? Wie halten Sie's mit dieser Rhythm-and- Blues-Kapelle? Um Einsteigern die Klärung dieser Frage zu erleichtern, hat sich ein mehrköpfiges Übersetzergremium aus der Redaktionsmitte heraus gebildet und, quasi als dokumentierenden Zusatz zu obiger Kritik, den Text der neuen Stones-Single, „Love Is Strong“, in mehrstündiger Arbeit kongenial ins Deutsche übertragen: „Liebe ist stark/ Und du bist so süß/ Du machst mich hart/ Du machst mich schwach/ Liebe ist stark/ Und du bist so süß/ Und eines Tages, Baby/ Werden wir zusammenkommen/ Ein Blick von dir/ War alles, was es brauchte/ Der Augenaufschlag einer Fremden/ hat mich verhext/ Und ich folgte dir/ auf Sternenbahnen/ Ich schaute nach dir/ in versamten Bars/ Wovor hast du Angst, Baby/ Es ist mehr als bloß ein Traum/ Ich brauch' etwas Zeit/ Aber wir werden ein hübsches Team sein/ Liebe ist stark/ Und du bist so süß/ Und eines Tages, Baby/ Werden wir uns treffen/ Irgendwo/ Da draußen im Park ...“ O yeah!
„Hier liegen meine Verletzungen, meine Geschichte, die Widersprüche“ – wie klingt das dagegen? Stammt von Kurt Drawert, dem Autor aus Leipzig, der den diesjährigen Uwe-Johnson-Preis erhält – was ihn natürlich offiziell rehabilitiert gegenüber den Schmähungen, die gerade die Leipziger bislang gegen ihn ausstießen. Drawert bedankte sich artig und gab kund, sich gerade mit der Johnsonschen Programmatik rundum identifizieren zu können. Er wolle allem, „was ins Dunkle oder in eine Lüge abzugleiten drohe, wieder eine Sprache geben“.
Gestorben: Der französische Komponist und Dirigent Waldemar Rosenthal (genannt: Wal-Berg), der für Edith Piaf das Mega-Chanson „Embrasse moi“ geschrieben hat; der seit 1948 in den USA lebende tschechische Klaviervirtuose Rudolf Firkusny, der zuletzt viel umjubelt mit Lennie Bernstein beim zweiten „Prager Frühling“ 1990 aufgetreten war; der französische Filmfotograf Raymond Voinquel, bekannt geworden durch seine Kooperationen mit Abel Gance, Billy Wilder, Joseph Mankiewicz und Luis Buñuel.
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