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Neuer Hungerstreik

■ Neun Abschiebehäftlinge verweigern seit gestern die Anstaltsnahrung

Aus Protest gegen die unzumutbaren Haftbedingungen sind gestern neun Abschiebehäftlinge im Schöneberger Polizeigewahrsam in der Gothaer Straße in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Das sagte der ausländerpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, Ismail Kosan. Ein Polizeisprecher sprach dagegen von nur einem Gefangenen, der die Nahrung verweigere. Erst vor zweieinhalb Wochen hatten sich im Tiergartener Abschiebeknast Kruppstraße bis zu 50 der insgesamt 170 Gefangenen an einem einwöchigen Hungerstreik für bessere Haftbedingungen beteiligt.

Die Polizei ist unterdessen mit den fünf Häftlingen, die am vergangenen Freitag in der Kruppstraße mit Selbstmord gedroht hatten, nach bewährter Methode verfahren: Wie beim ersten Hungerstreik, als die Behörde den Wortführer per Verlegung kaltstellte, wurden die Männer am Mittwoch in andere Gewahrsame gesteckt. Drei der Gefangenen, die während des Hofgangs auf Bäume gestiegen waren und gedroht hatten, sich zu erhängen, sitzen nach Informationen der taz in Einzelzellen im ersten Stock der Gothaer Straße. Die beiden anderen sind in die Gefangenensammelstelle Perleberger Straße und in das Gewahrsam Hans-Beimler-Straße verlegt worden. Zwar bestätigte der Polizeisprecher die Verlegung der Häftlinge, zu deren genauem Aufenthaltsort und zu den Gründen wollte er sich aber nicht äußern.

Ebenfalls am Mittwoch startete die Polizei in der Kruppstraße nach eigenen Angaben eine großangelegte Durchsuchungsaktion. Mit der Razzia konnten die Beamten jedoch nicht verhindern, daß sich sechs Häftlinge am Donnerstag abend in klassischer Ausbruchsmanier aus dem Staub machten: Sie seilten sich an zusammengeknoteten Bettlaken ab, nachdem sie das Fenstergitter rausgerissen hatten. Bis gestern abend war einer von ihnen gefaßt. Frank Kempe

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