: Protestwelle in Nigeria
■ Streiks lähmen die Wirtschaft / Wole Soyinka demonstriert gegen Militärs
Lagos (AP/taz) – Noch vor einigen Monaten war Moshood Abiola, Gewinner der nigerianischen Präsidentschaftswahlen von 1993, zuversichtlich: Die Militärs, die damals seine Wahl annulliert hatten und noch heute unter Präsident Sani Abacha regieren, würden irgendwann „Weisheit“ annehmen und ihn an die Macht lassen. Heute sitzt Abiola im Gefängnis, des Hochverrats angeklagt, und seine Anhänger haben mit dem Aufstand begonnen. Seit über vier Wochen streiken die Ölarbeiter und legen damit Nigerias vom Ölexport abhängige Wirtschaft lahm.
Am Sonntag schaltete sich auch Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka in die Proteste ein: Er leitete mit einigen hundert Anhängern einen „Marsch für die Freiheit“ durch Lagos. Mit einem Großaufgebot verhinderte die Polizei, daß daraus eine Massendemonstration wurde. Als sie die Marschierer schließlich von einem zentralen Platz abdrängen wollten, explodierte Soyinka: Er warf seine Verdienstmedaille, die er 1986 vom damaligen Staatspräsidenten Ibrahim Babangida erhalten hatte, auf die Straße und stampfte darauf herum. „Dies ist ein faschistisches Land!“ rief er. „Dieses Land wird von demselben Militär belagert, das es zu schützen vorgibt. Ich brauche diese Ehrung nicht.“ Die Spannungen werden in den nächsten Tagen noch steigen, da für Donnerstag der Beginn des Prozesses gegen Abiola angesetzt ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen