: Lebenswende für Stubenhocker
■ Ein Führer durch die Parks im Großraum Hamburg lockt in die Kunst-Natur
Brauchen Sie eine entspannende Lebensaufgabe? Ich habe eine. Kaufen Sie sich den Führer Gärten & Parks in Norddeutschland und besuchen Sie alle der dort aufgeführten 84 Kunstlandschaften zu den verschiedenen Jahreszeiten. Mit Herwyn Ehlers Publikation in der Hand kann daraus ein informativ-kontemplatives Vergnügen werden. Denn in dem handlichen Band findet sich alles Wissenswerte für den professionellen Spaziergänger. Geschichte und Vegetation, Verkehrsverbindungen und Parkplätze sowie die nächstliegenden Toiletten und Restaurants sind selbstverständlich aufgeführt (leider sind die Angaben zum öffentlichen Nahverkehr nicht immer ganz richtig, so daß eine selbsttätige Kontrolle angeraten scheint).
Eine Klassifikation aus Sicht von Behinderten und Kindern ist zumindest für größere Parks vorhanden. Interessant auch das Stichwort „Probleme“. Hier erfährt man zum Beispiel, daß der Hammer Park einen Baumschadensbestand von 54 Prozent hat und bereits 56 Prozent der Parkbodenfläche extrem stark versauert und mit Schwermetallen belastet sind.
Eine Bewertung mit 1 bis 4 Rosen (4 Rosen erhalten etwa das Alstervorland am Harvestehuder Weg, der Ohlsdorfer Friedhof, der Jersbeker Schloßpark oder das Rosarium Uetersen) erleichtert Entschlußfreudigen die Suche des Ausflugszieles, wobei auch die kärglich berosten Gärten ihren Zauber haben können. Aufgeführt sind auch ehemalige Parks, die man heutzutage eher als Grünzüge wahrnimmt, deren geschichtliche Bedeutung aber von Interesse ist.
Wer das Buch nicht nur als Nachschlagewerk benutzen möchte, kann in der Einleitung einen knappen Abriß der Hamburger Gartengeschichte von den Klostergärten des Mittelalters bis zum heutigen Superlativ „grünste Stadt Europas“ nachverfolgen. Selbst die urgeschichtliche Phase bleibt nicht unerwähnt.
Auch in diesem Abriß wie in der Auflistung der Parkanlagen wird klar, daß der Titel der Publikation nicht ganz zutreffend ist, denn das Untersuchungsgebiet umfaßt eigentlich nur den Großraum Hamburg mit kleinen Abstechern nach Ratzeburg oder Mölln. Doch für die drei Millionen in diesem Gebiet wohnenden Stubenhocker mag der mit vielen bunten und schwarz-weißen Bildern lockende Band trotzdem eine echte Lebenswende herbeiführen: Hinaus ins schöne Grün! Ob es dann allerdings noch so schön bleiben wird?
tlb
Christians Verlag, 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 38 Mark
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