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■ KommentarDen Finger drauf!

Schlimmer geht's nimmer. Nach Finanzkrise und illegalen Müllexporten holen das Duale System nun die Quoten ein. Dabei zeigt sich: Die Sammler und Verwerter haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Seit das Duale System die Betreung der schon weit vor ihm existierenden Altpapier- und Glascontainer übernahm, gehen hier die Sammelmengen zurück. Und die Erfassung und Verwertung der Grüne-Punkt-Verpackungen, für die das DSD eigens gegründet wurde, krebst trotz Millionenspritzen dahin. Nur 13 Prozent aller Bier-Dosen, Joghurtbecher oder Pralinen-Blister landen im gelben Sack.

Daß immer weniger HamburgerInnen ihre Weinflaschen und Zeitungen in den Containern entsorgen, mag nicht verwundern, wenn man sieht, wie oft die Recycling-Iglus hoffnungslos verstopft sind, weil der Entleerungsrhythmus aus Kostengründen auf niedriger Frequenz gehalten wird. Daß die Sammlung des übrigen Verpackungsmülls im Argen liegt, daran haben nicht nur die privaten Ent-sorger schuld. Die Einführung des Dualen Systems wurde in Hamburg durch die PolitikerInnen eher gebremst als forciert. Doch die Haltung der Umweltbehörde, erklärte Gegnerin des Töpferschen Sammelsystems, bleibt nebulös. Zwar feuert sie regelmäßig Verbalsalven gegen das Duale System ab, doch läßt sie ohne Not die für sein Funktionieren notwendigen „Freistellungserklärungen“ unangetastet. Auch wenn darüber gestritten werden kann, ob eine Freistellungs-Rücknahme die Müllvermeidung voran bringt, hätte erwartet werden dürfen, daß Umweltsenator Vahrenholt die weit verfehlten Sammelquoten zum öffentlichen Thema macht, seinen Finger auf die Wunde legt. Marco Carini

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