■ Ehemaliger Privatschnüffler will alte Damen beschützen
: Ein Bodyguard für wenig Geld

Recklinghausen (taz) – Karl Lagerfeld hat einen, Maria Carey und Steffi Graf auch. Und die nette 70jährige Rentnerin von nebenan hat demnächst auch einen: den persönlichen Leibwächter. Zumindest, wenn es nach dem Willen des Recklinghausener Privatdetektivs Wolfgang Fischer geht. Der entweiht seit Anfang August das Privileg der Schönen und Reichen und bietet den individuellen Bodyguard-Service für das gemeine Fußvolk an.

Die Idee leuchtet ein. Dank der Boulevard-Medien überfluten uns tagtäglich Horrormeldungen von Mord, Raub und Vergewaltigung. Vor allem alte und einsame Menschen reagieren verängstigt darauf. Sie trauen sich kaum mehr allein zur Bank oder zum Weihnachtseinkauf für die Enkelkinder. Darin witterte der Schnüffler ein lukratives Geschäft: Ein Anruf genügt, und der stramme Bodyguard ist zur Stelle. Obendrein auch noch geschult in Straf- und Zivilrecht, Selbstverteidigung, Täterpsychologie und – mit Personenbeförderungsschein. Und das alles in Dortmund, Castrop-Rauxel und Recklinghausen, zum Taxi-Tarif von zwanzig Mark.

Die 65jährige Maria Heym, eine der ersten Stammkundinnen des Personenschützers, freut sich über diesen relativ preiswerten Service: „Viele alte Leute haben doch gar kein Auto, wenn sie zur Bank müssen oder größere Einkäufe machen. Und dann müssen sie sich noch mit den schweren Tüten abschleppen. Das muß ich nicht und fühl' mich dabei noch sicher.“ Wenn ihr Leibwächter sie abholt, wartet sie in alter Agatha-Christie- Manier erst auf das vereinbarte Codewort, bevor sie ihrem Schutzmann die Tür öffnet. Ob er sie verteidigen muß oder nicht: Maria Heym ist froh, daß sie außerdem jemanden zum Reden hat.

Für Wolfgang Fischer ist der Bodyguard auf Bestellung jedenfalls eine Marktlücke – und nicht nur für alte Leute: „Zu unserer anvisierten Klientel gehören auch Geschäftsleute, die bei Ladenschluß nicht allein ihre Geldbomben zur Bank bringen wollen. Außerdem verhandeln wir zur Zeit mit Einzelhandelsverbänden und Kaufhäusern. Wenn die unser Angebot annehmen, könnten wir unsere Einsatzwagen in der Fußgängerzone oder an Parkhäusern stationieren und alte Leute oder Frauen ins Parkhaus oder in die Tiefgarage begleiten.“

Ob die Bevölkerung wohl auf Wolfgang Fischers Angebot gewartet hat? Dirk Borowski