piwik no script img

Nazi bedroht Bundestagskandidat

■ Anonymer, rechtsradikaler Hetzbrief gegen den ausländischen Rechtsreferendar des Hamburgischen Oberlandesgerichts

Als Helmut Plambeck, Präsident des Hanseatischen Oberlandesgerichts die Post öffnete, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Sieben Seiten Rassenhass pur schlugen Plambeck aus dem Papier entgegen. Die Zielscheibe des rechtsradikalen, anonymen Schreibers ist der 31jährige Mahmut Erdem, Rechtsreferendar des Gerichts.

Der Emigrant aus der Türkei rückte in den Blickpunkt, als er von den Hamburger Grünen als Direktkandidat des Wahlkreises des Bezirks Hamburg-Mitte und auf Platz vier der Hamburger Landesliste für die Wahl zum Bundestag nominiert wurde.

„Ich nehme das Schreiben sehr ernst, aber ich habe keine Angst“, sagt Mahmut Erdem. Der anonyme Briefschreiber hatte ihn als „Scheinasylant“ und „Schwein“ bezeichnet und ihm körperliche Gewalt angedroht.

Auch Gerichtspräsident Helmut Plambeck nimmt die Schmähschrift nicht auf die leichte Schulter: „Wir wollen und können über ein solches Schreiben nicht einfach hinweggehen. Immer häufiger werden in diesem Lande Menschen fremder Herkunft, zumal solche, die sich politisch engagieren, bedroht und verunglimpft. Fast immer mit dem eindeutigen Ziel, sie einzuschüchtern und mundtot zu machen“.

Plambeck erklärt die Veröffentlichung des Sachverhaltes nicht nur mit seiner Empörung: „Angesichts der rassistischen und ausländerfeindlichen Übergriffe in der jüngsten Vergangenheit sind wir der Meinung, daß solche Drohungen öffentlich gemacht werden müssen, um ihnen wirksam entgegenzutreten“.

Marco Carini

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen