: Gegen die Wikinger-Piraten
■ Eine Chronik der Greenpeace-Aktionen gegen den illegalen norwegischen Walfang Von Kai von Appen
Das Greenpeace-Aktionsschiff „Sirius“ ist wieder frei. Nachdem das Schiff von der norwegischen Küstenwache gekapert und festgesetzt worden war, kehrte es gestern mittag um 12.10 Uhr an die Hamburger Landungsbrücken zurück. Über einen Monat lang hatten die AktivistInnen aus der Hamburger Greenpeace-Zentrale gegen den illegalen Walfang durch norwegische Fischer gekämpft und sich regelrechte „Schlachten“ mit der Küstenwache geliefert. Wal-Campaigner Stefan Flothmannn: „Wir sind schockiert, mit welcher Brutalität die norwegische Küstenwache auf friedliche Demonstrationen in internationalen Gewässern vorgeht.“
Die „Sirius“ und ihr Schwesterschiff „Solo“ waren Ende Juni in die Nordsee ausgelaufen. Die „Sirius“, in traditionellen Regenbogenfarben, soll zunächst die Küstenwache ablenken, die grau übermalte „Solo“ sich direkt in die Walfanggebiete „pirschen“. Der Trick klappt. Anfang Juli trifft die „Solo“ in der Nordsee 80 Seemeilen vor der dänischen Küste auf das norwegische Walfangschiff „Senet“. Flothmann: „Wir versuchten, das Schiff zu borden.“ Im Klartext: zu entern. Der Versuch mißlingt. „Die Mannschaft geht gewaltsam gegen uns vor; sie werfen die Aktivisten über Bord und versuchen mit Messern Löcher in die Schlauchboote zu schneiden.“ Die „Senet“ muß in den Hafen zurückkehren.
Tage später liegt nun auch die „Sirius“ auf der Lauer, um die „Senet“ abzufangen. Als das Schiff einen Wal harpuniert, greift die „Sirius“ ein. In Schlauchbooten eilen Aktivisten dem verletzten Tier zur Hilfe. Flothmann: „Der Wal war schlecht getroffen und so entschlossen sich die Aktivisten spontan, den Wal loszuschneiden.“ Ob der Meeressäuger letztlich gerettet werden konnte, wissen die Greenpeacer allerdings nicht. Flothmann: „Wir haben ihn eine halbe Stunde später noch einmal lebend und schwimmend gesehen. Er hatte zumindest eine Überlebenschance.“
Doch dann wird es ernst. Tage darauf versucht die Küstenwache die „Sirius“ in internationalen Gewässern zu stoppen, indem Fangnetze ausgelegt und Drahtseile gespannt werden. „Wer bei einem Schiff mit voller Fahrt die Schraube stoppen will, der weiß, daß einem dann der Maschinenraum um die Ohren fliegt“, so Flothmann. Schließlich rammt ein Schiff der Küstenwache die „Sirius“, entert sie und schleppt sie in den norwegischen Hafen Egersund.
Die norwegischen Behörden müssen allerdings schnell erkennen, daß es für eine „Arrestierung“ keine gesetzliche Grundlage gibt. Und so müssen sie die „Sirius“ wieder freigeben. Das Schiff attackiert alsdann zusammen mit der „Solo“ erneut die „Senet“, in dessen Begleitung sich nunmehr drei Küstenwachschiffe befinden. Immer wenn die Greenpeace-Aktionsschlauchboote ausschwirren, versucht die Küstenwache mit Schnellbooten sie abzudrängen oder mit den schweren Schiffen zu rammen. Es kommt zu gefährlichen Begegnungen. Immer wieder gelingt es aber den Greenpeace-Aktionsschiffen in Koordination mit dem auf der „Solo“ stationierten Greenpeace-Hubschrauber „RI 28“, den Walfang zu verhindern.
Nun greift offiziell die Regierung ein. Durch die Verabschiedung eines neuen Gesetzes werden nunmehr Aktionen gegen den Walfang in internationalen Gewässern unter Strafe gestellt. Nach und nach werden „Solo“ und „Sirius“ geentert, in den Hafen von Egersund geschleppt und die Besatzungen verhaftet. Erst vor drei Tagen wurden die Schiffe wieder freigegeben. Flothmann: „Für uns ist das Verhalten der norwegischen Küstenwache Piraterie.“
Die „Sirius“ kann heute besichtigt werden. An Bord werden Filme über die Aktionen gegen die norwegischen „Piraten“ und den Walfang gezeigt (siehe auch Seite 7).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen