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■ Rosi Rolands wahre Bremer GeschichtenRats-Keller machtbesoffen

Kennen Sie Herrn Keller? Nie gehört? Ist Ihnen was entgangen, Herr Keller ist nämlich einer der mächtigsten Bremer. Herr Keller arbeitet in der allerwichtigsten Behörde, und das ist – na? – natürlich der Finanzsenator. Herr Keller hat die Rettung von Klöckner eingefädelt, Herr Keller würde am liebsten Ruck Zuck 150 Prozent von den Stadtwerken losschlagen – überall ,wo es um Geld geht, hat Herr Keller seine Finger drin.

Zum Beispiel auch beim Ratskeller. Da ist Keller Vorsitzender des Aufsichtsrats, und er grämt sich sehr, weil die Traditionskneipe so viele Miese macht. Wenn das so weitergeht, dann steht im nächsten Jahr die Pleite vor der Kellertür. Es muß dringend mehr verdient werden, also hat der Ratskeller einen Draußenservice für den Sommer eingerichtet. Es gab nur ein Problem: Die armen KellnerInnen mußten immer die steile Kellertreppe hoch und runter. Hat sich der Ratskeller gedacht, lassen wir die Gläser und den Wein und die Stühle doch lieber gleich oben, und kaufte im letzten Jahr eine sogenannte Servicestation.

Nun könnte alles gut und die Geschichte zuende sein, wenn diese Station nicht ein Ausbund der Häßlichkeit wäre. Mitten im historischen Bremer Kern stand letztes Jahr plötzlich eine würfelförmige bunte Blechbüchse, eine Genehmigung hatte der Ratskeller vorsichtshalber erst gar nicht beantragt. Der Landesdenkmalpfleger, sonst nicht gerade für seinen Kampfesmut bekannt, kriegte Pickel auf die Augen, als er das sah und beschied prompt: Die Bude muß weg, kein Pardon. Seitdem steht die häßliche Bude am Bremerhavener Hafen – na ja, Bremerhaven halt.

Nur: Herr Keller wollte sich nicht abfinden, und er machte dieses Jahr einen zweiten Anlauf. Dazu lud er alle entscheidenden Stellen nicht etwa in sein Büro, sondern auf einen abendlichen Umtrunk in den Ratskeller. Das ging einigen dann doch zu weit: Keller solle doch dienstliche Belange bittschön auch während der Dienstzeit und im Dienstgebäude bereden. Man käme sonst in einen komischen Geruch. Das machte Keller auch nicht froher. Also kamen die Herrschaften von der Landesdenkmalpflege, dem Bau-, dem Kultur- und dem Innenressort bei Herrn Keller zusammen, und der hob an, über die schwierige wirtschatliche Situation zu lamentieren und daß praktisch nur noch die Blechbüchse den Konkurs verhindern könne. Doch der Landesdenkmalpfleger blieb hart.

So ging es eine Weile hin und her, zwischendurch kam die Idee auf, einen kleinen Fahrstuhl von der Kellerküche bis ins Erdgeschoß fahren zu lassen – viel zu teuer – jedenfalls: der Landesdenkmalpfleger blieb bei seiner Meinung. Bis sich dann der Herr Keller vom Finanzsenator zurücklehnte und sagte: „Also wenn Sie so wenig kooperativ sind, dann können wir uns ja mal den Etat des Landesdenkmalpflegers vornehmen. Da würden Ihnen aber die Augen tränen.“

Das ist die Sekunde, in der die Helden geboren werden. Da nämlich sagte der notorisch unterschätzte Dieter Opper vom Kulturressort: „Also wenn Sie so anfangen, dann verlasse ich sofort die Sitzung.“ Und tatsächlich, Keller, der Pate, war still.

Und knurrt jetzt im Verborgenen. Die Sitzung blieb ohne konkretens Ergebnis. Die Bude ist immer noch in Bremerhaven. Und solange uns die Kellers dieser Stadt so kommen, dann wollen wir uns dran freuen, findet jedenfalls Ihre Rosi Roland

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