piwik no script img

Plauderlyrik wirft die Löcher aus dem Käse

■ „Heinz Kraemer-Werner Hornig-Sextett“ ist heute zu Gast in Karmers Tanzcafé

Die charmantesten Ideen können aus Auftragsarbeiten entstehen. In Hamburg wohnen brötlerische Sensibelchen, die daraus die Möglichkeit machen, Geschmack zu verbreiten. Der Gitarrist und Pianist Klaus Meinhardt etwa hörte vor Monaten von einer geplanten Party ohne Höhepunkt. Auf die Bitte einer Freundin legte sich Klaus Meinhardt seinen Plan zurecht: Menschen mit dem Talent zur musikalischen Schratigkeit innerhalb einer Woche zu einer Band zu formen. Meinhardt fand mit dem Sänger Zacharias Zack Jablinski und dem Schlagzeuger Christian Neumann zwei bemerkenswert passende Mitspieler.

Schon seit ein paar Jahren hasten Jablinski und Neumann in einer Art Stolperspurt zwischen Öffentlichkeitsarbeit und schweigsamem Rückzug hin und her. Mit Meinhardt zum Trio Heinz Kraemer-Werner Hornig-Sextett vereint, wecken sie beim Zuhörer den Eindruck, er habe es mit Extrem-Dandies zu tun, die vorgeben, für ihr hiesiges Gastspiel ihre Tournee im Land wo der Pfeffer wächst unterbrochen zu haben.

Um die Gruppe nicht gleich festzulegen, wählte Meinhardt einige Texte des Dichters Klabund für die musikalische Bearbeitung durch die Gruppe aus. Als Songs des HKWHS entwickeln diese Texte ein Flair von Plauderlyrik. Sänger Jablinski dreht sich in einer Mischung aus Verstrickung und Überheblichkeit in die Verse, daß man ihm im Konzert einfach zuhören und -sehen muß. Meinhardt legt mit skurrilen Gitarren-Akkorden einen akustischen Verfremdungseffekt unter Jablinskis Engagement. Neumann trommelt dazu rücksichtsvoll.

Die Ambitionen der drei nehmen aber längst auch mit einem zweiten Projekt Gestalt an: Weltfrieden nennt sich die in gleicher Besetzung arbeitende Band. Deren hörbaren Experimentierdrang beschreibt Meinhardt abwiegelnd mit dem Stomp-Riff-Erfinder: „Bo Diddley, dazu live gespielte Sample-Einschübe“. Heute Abend wirft allerdings noch das HKWHS die Löcher aus dem Käse.

Kristof Schreuf

Heute, 22 Uhr, in Heinz Karmers Tanzcafé, Budapester Str. 5

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen