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■ TipEndlosschleife

„Apricot Glen Drive, Block 20.000: Nach den Angaben einer Frau wurde in ihrem Vorgarten ein Esel aus Beton im Wert von 75 Dollar zerstört. Seither wird sie von Rowdies durch Anrufe belästigt.“ – Sechshundert Verbrechen in zwei Stunden. Regisseur Andy Anderson hat die Original-Polizeiberichte unwesentlich gekürzt und die jeweilige Ortsangabe auf die Nennung des Distrikts beschränkt. Nüchtern und sachlich, beinahe monoton die Off-Stimme: „Paith, Block 2.500: Diebstahl. Eine Flasche Kölnisch Wasser.“

Anderson nahm das 16-mm-Material in Zeitlupe auf. Dadurch erzielt er eine ruhige, fast traumartig schwebende Kamerafahrt ohne Wackeln. Keine Menschen zu sehen, nur Häuser. Keine Spuren und keine Anzeichen, die zu den Hintergründen der jeweiligen Verbrechen führen. Allein durch ihre Ballung erklären sie sich aus sich selbst: „Lynhaven, Block 1.800: Nach den Angaben einer Frau hat ein Betrunkener gegen ihre Tür gehämmert und gedroht, sie zu erschießen. Als die Frau sich weigerte, ihn einzulassen, ging der Mann schließlich fort.“

Keine Einstellung dauert länger als 15 Sekunden. Das Verbrechen wird zum Ornament. 3sat zeigt den „Drive by Shooting“ als Endlosschleife. Die Idee ist nicht neu. Mehr und mehr Sender zeigen nach Sendeschluß statt Testbild bewegte Bilder. Die nächtliche Endlosschleife ist das Modell des vollkommen zu sich selbst gekommenen Fernsehens: vom Ereignis zur Bildtapete. Fernsehen als Hintergrundrauschen. Das Bilderband macht keine Pause wie die Kette aus Verbrechen, die Anderson abfährt: „Greenspoint, Block 1.100: Eine Frau gab an, ein Mann habe sie im Verlauf eines Streits mit einem Scheckbuch auf den Hinterkopf geschlagen. Sie kämpften auf dem Boden weiter, bis die Polizei eintraf.“

Die fehlende Zeitangabe unterstützt den Eindruck, all dies geschehe zeitlos und simultan. „Drive by Shooting“ ist Reality-TV ohne Realität. Zuschauen muß man auch nicht mehr. Das Ganze funktioniert ohne unser Zutun. Bis es einen erwischt: „Barry, Block 4.100: Diebstahl. Eine Klimaanlage.“Manfred Riepe

„Drive by Shooting“, heute, 0.55 bis 6.55 Uhr, 3sat

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