piwik no script img

Unterm Strich

Schweiß – Geißel der Menschheit: Unmäßige Transpiration gefährdet nicht nur die Contenance und läßt Armbanduhren oxidieren, sondern greift die Kulturdenkmäler der Menschheit an, wie wir anläßlich der 250-Jahr-Feier des Schlosses Sanssouci erfahren: 1,6 Millionen Gäste besuchten im letzten Jahr die Parkanlagen. Durch das Schloß werden täglich rund 1.600 Besucher geführt. Sowohl der Abrieb der Böden trotz Filzpantoffeln als auch der Schweiß der Besucher, der Tapeten und Wandbehänge gefährdet, bereiten den Restauratoren Sorge.

Während der Feier zu diesem Anlaß hielt Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe in Sanssouci eine Rede, in der er das Schloß als Wahrzeichen für „Werte wie Toleranz und Gemeinsinn“ bezeichnet. „Der Geist von Sanssouci, der Geist der Toleranz des Gemeinsinns und der Verständigung, muß weiter wehen durch unser Land, durch Europa, durch die Welt“, sagte Stolpe. Das kleine Schloß sei errichtet worden in einem Land, das seine Tore auch Andersdenkenden geöffnet habe, das Toleranz, Rechtstaatlichkeit und Dienst an der Gemeinschaft auf seine Fahnen geschrieben habe, als andernorts noch Willkür und Unrecht geherrscht hätten. Hier zeige sich auch ein Gesicht Preußens, das alle Vorurteile Lügen strafe. Hier seien Frohsinn und Unbeschwertheit anzutreffen. Neues aufklärerisches Gedankengut habe von der „Tafelrunde von Sanssouci“ durch das Land geweht und nacheinander die absolutistischen Höfe Europas erfaßt. „Wir in Brandenburg sind stolz auf das Gesamtkunstwerk Sanssouci. Wer heute an Potsdam denkt, denkt an Sanssouci“, sagte Stolpe. Und wer an Stolpe denkt, der denkt auch irgendwie an den Alten Fritz. Denn die Anhänglichkeit seiner Untertanen an diesen Landesherren trotz und alledem kann doch wohl kaum anders erklärt werden als durch die vordemokratische Sehnsucht nach einem GUTEN KÖNIG. A propos „Toleranz“: Ganz früher einmal hießen die Puffs „maison de tolérance“.

Die gemeinsame Filmförderungsgesellschaft von Berlin und Brandenburg will ihre Gelder nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ verteilen. Der neuberufene Intendant der Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH, Klaus Keil, sagte am Mittwoch in Potsdam, er werde nur Filmprojekte fördern, „die voraussichtlich auch einen Markt fänden“. Dies müsse kein Massenmarkt sein. Statt der „Gießkanne“ werde es eine gezielte Förderung einzelner Projekte mit Finanzierungsquoten von maximal 70 bis 80 Prozent geben. „Sie werden mich von ihrem Pojekt überzeugen müssen. Bevor eine müde Mark rausgeht, will ich wissen, was Sache ist. Wir fördern nicht ins Blaue“, sagte Keil an die Adresse der Gelder beantragenden Filmemacher. Nach seinen Worten sollen Erstlingsarbeiten, Dokumentar- und Kurzfilme einen gewissen Bonus erhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen