„Bösartige Bienen-Faulbrut“ Bienen müssen sterben

■ Eingeschleppte Seuche macht Imkern zu schaffen: Seuchen-Sperrgebiet eingerichtet

Schweinepest, Rinderwahn, Fische mit Krebsgeschwüren – der Tierwelt geht es letztlich nicht besser als den Menschen. Jetzt hat es auch noch unsere kleinen, summenden Honigproduzentinnen erwischt: Im Bremer Osten ist die „bösartige Faulbrut der Biene“ ausgebrochen – eine laut „Bienenseuchenverordnung“ meldepflichtige Krankheit. Bei gleich zwei seiner Bienenvölker bemerkte ein Hobby-Imker in Mahndorf die stinkend vor sich hin faulende Brut in den Waben: Die für den Menschen ungefährlichen Sporen, die die Bienenbrut zersetzen, hatten sich eingeschlichen. Die beiden Bienenvölker – rund 50.000 Bienen –mußten sofort getötet werden. Das Veterinäramt erklärte gestern einen rund einen Quadratkilometer großen Bereich in Mahndorf zum Sperrbezirk, aus dem keine Biene mehr rein und keine raus darf. „Entsprechend dem Flugradius der Bienen“, sagt Amtstierarzt Hans-Christian Tänzer. Entsprechende Bienenwarnschilder, die auch von Facettenaugen gelesen werden können, konnten in der Kürze der Zeit allerdings nicht errichtet werden.

Die „bösartige Faulbrut der Bienen“, meist durch ausländischen Importhonig eingeführt, ist letztlich eine höchst moralische Angelegenheit: Infiziert wird, wer an fremden Töpfen nascht oder über benachbarte Völker herfällt. „Die Bienen infizieren sich zum Beispiel an offen herumstehenden (Import-)Honigtöpfen auf dem Kaffeetisch“, erklärt Dieter Rudolph, Vorsitzender des Bremer Imkervereins von 1875. „Oder an nicht vorschriftsmäßig mit Hochdruck gereinigten Importfässern, an denen sie naschen.“ Ist die Brut erstmal zerstört, ist das ganze Bienenvolk geschwächt und wird unversehens Opfer der Nachbarinnen: Bienenvölker fallen nämlich gerne mal über andere Stöcke her und räumen, sofern die sich nicht wehren können, alles Brauchbare ab – inklusive der gefährlichen Sporen. „So verbreitet sich die Krankheit in Windeseile“, so Imker Rudolph. Ist die bösartige Faulbrut erstmal eingeschleppt, müssen die befallenen Völker getötet, die Stände desinfiziert und das Wabenwerk verbrannt werden, denn auch vor Leichenfledderei schreckt die Biene als solche nicht zurück.

In den nächsten Tagen wird in den Bremer Imkervereinen die große Stunde der Bienenseuchenwarte schlagen: Im Auftrag des Veterinäramtes muß ein jedes Bienenvolk im Sperrbezirk genau untersucht werden. Weder Gerätschaften noch Imkerkleidung oder Wachs und schon gar keine kompletten Bienenvölker dürfen ihren jetztigen Standort verlassen: „Letzteres ist nicht ganz so schlimm, da die Bienen zu dieser Jahreszeit auf der Suche nach dem besten Nektarangebot nicht mehr ständig versetzt werden“, erklärt Dieter Rudolph. Man bedenke, daß in den USA offene (!) LKWs herumfahren, die Millionen von Bienen mit ihren Stöcken auf der Suche nach dem besten Nektar durchs Land karren!

Für die Ursache des plötzlichen Seuchenausbruchs („Da haben wir lange Ruhe vor gehabt“) hat Imker Rudolph ebenfalls eine mögliche Erklärung parat: „In den letzten Jahren haben wir mit einer Milbenart zu kämpfen gehabt, die sich in den Brutwaben festsetzt und sich von der Brut ernährt – und so kamen viele Bienen verkrüppelt zur Welt.“ Normalerweise werden die Bienen mit der bösartigen Faulbrut fertig: Sie säubern die befallenen Waben selbst. Nicht aber derartig geschwächte Völker.

Für mindestens neun Monate bleibt Mahndorf Sperrbezirk, das Veterinäramt hat auch bereits einen weiteren Verdachtsfall – doch wieviele Bienen letztlich ihr Leben lassen müssen, wird erst in ein bis zwei Wochen feststehen. Für die 250 ImkerInnen in Bremen ein bange Zeit. skai