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Grundstücksdeal rettet Deutsches Theater

■ Reinhardt-Erben und Landesamt für offene Vermögensfragen sind sich einig

Berlin bleibt das einzige landeseigene Schauspielhaus, das Deutsche Theater mit den Kammerspielen in der Schumannstraße, erhalten. Denn im Streit zwischen den Erben Max Reinhardts, dem großen Berliner Theatermann der zwanziger Jahre, und dem Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen (LaRoV) über die Restitutionsansprüche der Spielstätte zeichnet sich ein Vergleich ab: Danach verzichten die Vertreter der Erbengemeinschaft, die Münchener Investorengruppe Advanta Management AG, auf ihre berechtigten Ansprüche und überlassen dem Land Berlin die berühmte Bühne, wie Finanzsenator Elmar Pieroth am Wochenende erklärte. Die Investoren erhalten im Gegenzug die Zusage, auf dem bereits in ihrem Besitz befindlichen Grundstück „Am Zirkus 1“ – in Nachbarschaft zum Berliner Ensemble – ihr Bauvorhaben realisieren zu können.

Statt des geplanten 130 Meter hohen Eisenmann-Towers auf dem früheren Gelände des alten Friedrichstadtpalastes soll nun nach einer stadtverträglichen Lösung gesucht werden. Als Gegenleistung tritt das Land Berlin zusätzliche Flächen, nämlich Straßenland, an die Bauherren ab. Das Bauvorhaben der Advanta, ein spektakuläres, in sich verdrehtes Doppelhochhaus, hatte die Senatsbauverwaltung mit dem Hinweis auf die typische Berliner Traufhöhe in dem Viertel abgelehnt.

„Wir haben die Vergleichsüberlegung an die Investoren herangetragen, um das Deutsche Theater mit dem dazugehörigen Grundstück für Berlin zu sichern“, so Pieroth. Nur mit einer solchen Entscheidung sei der Fortbestand des renommierten Deutschen Theaters wieder garantiert. Die Reinhardt-Erben, insbesondere Max Reinhardts erst kürzlich verstorbener Sohn Gottfried, hatten keine Zweifel an der möglichen Privatisierung der restitutiven Immobilie gelassen, wenn einer Baugenehmigung für das „Zirkus“-Gelände nicht stattgegeben würde.

Die Advanta Management AG hat sowohl ihr Einverständnis zum Grundstücksgeschäft als auch zum weiteren Prozedere signalisiert, erklärte Pieroth. Nun soll das Hochbauamt im Bezirk Mitte einen Wettbewerb zur künftigen Bebauung des Grundstücks „Am Zirkus 1“ ausloben, der die Maßstäblichkeiten der Umgebung berücksichtigt, erklärte der Leiter des Landesamtes, Hugo Holzinger. Nach der Verwaltungsreform entfällt die Zuständigkeit der Senatsbauverwaltung. Die Kompetenzen liegen bei der Bezirksbaustadträtin Dorothee Dubrau.

Der Bauwettbewerb muß erbringen, welche Nutzungen auf dem brachliegenden Areal „Am Zirkus 1“, auf dem Reinhardt bis zu seiner Vertreibung durch die Nazis 1934 im „Großen Schauspielhaus“ inszenierte, geschaffen werden können. In dem bestehenden Konzept hatten die Investoren vor, neben einem Hotel, Büros und Geschäften auch ein Reinhardt- Archiv zum Gedenken an den Theaterleiter einzurichten. Rolf Lautenschläger

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