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Der Tiger in der Löwengrube

Berlin (taz) – Gegen Papin und Matthäus hatte Werder Bremen am letzten Sonntag im Supercup noch locker mit 3:1 gewonnen, gegen die Herren Radlspeck, Kuffour und einen Fanartikel-Verkäufer namens Hansi Pflügler hatten sie am Samstag in der ersten Runde des DFB-Pokals keine Chance. Mit 1:2 verlor der Cup- Verteidiger vor einer kläglichen Kulisse von 2.500 Zuschauern im Stadion an der Grünwalder Straße, eigentlich Löwenterrain, gegen die Amateure der Münchner Bayern, die von ihrem Coach „Tiger“ Hermann Gerland, prächtig auf den illustren Gegner eingestellt waren. In der 30. Minute patschte Torwart Oliver Reck den Ball vor die Füße von Radlspeck, eine halbe Stunde später lenkte Borowka einen Zickler-Schuß ins eigene Netz. Der Anschlußtreffer gelang Bester erst in der Schlußminute. Zum erstenmal seit 1988 erreicht Werder nicht mindestens das Viertelfinale.

„Ich bin nicht der Meinung, daß wir die Amateure unterschätzt haben, es lief aber überhaupt nichts zusammen“, ärgerte sich Coach Otto Rehhagel, und der „Doppelte Willi“, Manager und Geheimagent von der Weser, sah im Geiste ganze Geldscheinbündel in den Münchner Himmel davonfliegen. „Ich habe eine schlaflose Nacht verbracht“, grämte sich Willi Lemke am Tag nach dem Debakel.

Mehr Glück als die Werderaner hatten die ausquartierten Löwen beim FC Sachsen Leipzig, auch wenn 1860-Trainer Werner Lorant die neuen DFB-Regeln noch nicht ganz verstanden hat. Eine Minute vor Ende der Verlängerung wechselte er beim Stande von 0:0 seinen Torwart Berg aus, weil Ersatzkeeper Meier der bessere „Elfmetertöter“ sei. „Deshalb habe ich auch keinen zweiten Feldspieler ausgetauscht“, vermeldete Lorant stolz. Hätte er ruhig tun können, der Nußknacker auf der Sechziger- Bank, denn wie bei der WM dürfen jetzt auch hierzulande zwei Feldspieler plus Torwart ausgewechselt werden und zwar „unabhängig davon, ob er verletzt ist oder nicht“. Das kommt davon, wenn man keine Rundschreiben liest.

Geschadet hat es indes nicht, Meier parierte den entscheidenden Schuß, 1860 München gewann das Elfmeterschießen mit 4:3 und Lorant verkündete: „Ab jetzt zählt nur noch die Meisterschaft.“ Rein vorsichtshalber möchten wir den Löwencoach an dieser Stelle darauf hinweisen, daß das Regelwerk des DFB vorsieht, daß der Sieger und nicht der Verlierer in die nächste Pokalrunde einzieht und seine Mannschaft somit mindestens noch ein weiteres Pokalspiel zu bestreiten hat. Ort, Datum und Gegner bitten wir der Tagespresse zu entnehmen.Matti

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