■ Fußball: Weltmeisterschaftliche Bundesliga
Hamburg (dpa/taz) – Kicker müssen umlernen. In allen deutschen Ligen wird ab sofort weltmeisterschaftlich gepfiffen. Soll beispielsweise heißen, rot für schauspielernde Vertreter des Fußball-Faches. Trainer Jürgen Röber (VfB Stuttgart) ist's recht: „Das Behandeln von Verletzten auf dem Platz ging mir auf den Keks. Da wurde ständig Zeit geschunden.“ Künftig dürfen nur noch die Torhüter bei Verletzungen auf dem Feld behandelt werden. Feldspieler müssen notfalls vom Platz getragen werden. Betreuer dürfen den Rasen nur auf Zeichen des Schiedrichters betreten, um die Verletzung festzustellen und beim Abtransport zu helfen. Sollte der Verletzte urplötzlich wieder einsatzfähig sein, kann er gelb sehen. Ob es im Land der Automobil-Technologie auch zu einer Weiterentwicklung der Foulomobil-Technik kommen wird, wurde bisher von offizieller Seite nicht beantwortet.
Neu auch die Abseitsregel: Linienrichter sind angehalten, im Zweifel für den Stürmer zu entscheiden. Ebenso das Wechselspielchen: Der Torwart darf zusätzlich zu zwei Feldspielern ausgetauscht werden. Allerdings nur gegen den vorher auf dem Spielberichtsbogen eingetragenen Ersatzkeeper.
Die gelbe Karte wird auch gezückt, wenn die Profis einen Freistoß absichtlich am falschen Ort ausführen, sich vor den Ball stellen oder sich beim Auswechseln zu viel Zeit lassen. Auf der Suche nach der „verlorenen“ Zeit wird nachgespielt. Ein WM-Spiel dauerte im Schnitt etwa sechs Minuten länger als gewöhnlich – in der Bundesliga soll es ähnlich werden. Sehr zur Freude der Uhrenindustrie, die hiermit zumindest den Pfeifenmann von dem umsatzfördernden Gebrauch zweier Armbanduhren an einem Handgelenk überzeugen kann.
Schon in der vergangenen Spielzeit griffen die DFB-Unparteiischen bei brutalen Fouls härter durch. Sie wurden dafür seltsamerweise von den Spielern kritisiert. Bei internationalen Begegnungen ginge es härter zur Sache. „Die anderen pfeifen nun ebenso wie wir“, befindet Deutschlands einziger WM- Schiedsrichter Hellmut Krug. Auch in dieser Saison ist rot beim Tackling von hinten in die Beine des Gegners Pflicht. „Beim Fußball soll mit dem Fuß gegen den Ball und nicht gegen die Knochen getreten werden“, interpretiert Schiedsrichter-Obmann Erich Malka der Kickers Kunst völlig um.
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