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„Ich bin da rausgemobbt worden!“

■ Mobbing-Opfer berichten (1): Lügen einer Kollegin kosteten sie den Job

Es war die erste feste Stelle der Diplompädagogin Ulrike H. (Name geändert, d. Red.) – und die endete gleich in einer Katastrophe. Zehn Wochen lang schipperte sie mit dem Schiff eines Mädchen-Betreuungsprojektes quer durch Europa – ein traumhafter Job, denken Sie? Im Grunde schon, wenn da nicht Ulrike H.s Kollegin gewesen wäre. „Ich habe zu Beginn schon gemerkt, daß diese Frau nicht so ganz auf meiner Wellenlinie liegt“, sagt die Pädagogin. Doch auf dem Schiff hockten die beiden wochenlang zusammen – und von der ersten Minute an fühlte sich Ulrike H. von ihrer Kollegin schikaniert.

„Sie war immer schlecht gelaunt und hat ständig Streit vom Zaun gebrochen, aus den nichtigsten Gründen. In ihren Augen habe ich alles falsch gemacht, sogar falsch abgewaschen. Und alles wurde endlos kritisiert und diskutiert.“ Nach einer Weile zog Ulrike H. sich immer mehr zurück, um keinen Anlaß mehr zum Streit zu geben. Doch ihre Kollegin flippte weiter bei den einfachsten täglichen Dingen aus, erzählt sie.

„Dann hat sie mich gegenüber einem Mädchen, das wir betreuten, regelrecht bloßgestellt: 'Wenn du glaubst, Ulrike kümmert sich nicht um dich, ruf mich an', sagte sie zu ihr, als sie von Bord ging und wir noch einige Wochen alleine weiterfuhren.“

Doch was Ulrike H. eigentlich nur verwunderte, sollte ihr später zum Verhängnis werden: Obwohl die beiden sich etwa einmal pro Wochen in der Zentrale melden sollten, telefonierte ihre Kollegin täglich dorthin. Direkt nach ihrer Rückkehr erfuhr Ulrike H., was es mit diesen Telefonaten auf sich hatte: „Die hat die unglaublichsten Geschichten über mich erzählt, lauter glatte Lügen. Wir hätten Champagnerorgien gefeiert und Hasch geraucht, ich würde meine Arbeit als Abenteuerspielplatz betrachten und solche Dinge.“ Diese Geschichten wurden Ulrike H. brühwarm aufgetischt – bei einem „Tribunal“, wie sie es heute nennt, im Anschluß an die Reise. Sie wurde zur Chefin geladen – „und hatte überhaupt keine Chance, zu Wort zu kommen, etwas über die Reise zu berichten oder so. Die Chefin hat jedes Wort meiner Kollegin geglaubt – mir wurde in einem Wortschwall vorgeworfen, ich sei illoyal, immer in Opposition und mit mir könne man nicht zusammenarbeiten. Als ich die Lügengeschichten abstritt, wurde mir wiederum vorgeworfen, ich bezichtigte meine Chefin der Lüge. Ich kam mir vor wie in einem Hexentribunal.“ Ulrike H. wurde auf der Stelle gekündigt – ihr Fazit: „Ich bin da regelrecht rausgemobbt worden.“ skai

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