: Gab Bank Korrespondenz weiter?
■ Kripo ermittelt gegen Mitarbeiter der Landesbank wegen Verstoßes gegen Datenschutz / Journalist stellte Strafanzeige
Der Journalist Olaf Kampmann staunte nicht schlecht. Kaum hatte der Sender Freies Berlin (SFB) am 6. Juni seinen Fernsehbericht über die Praxis der Landesbank Berlin ausgestrahlt, erfolgte die kalte Rache. In seinem Beitrag hatte er geschildert, wie die Landesbank mit verschuldeten Kontoinhabern verfährt. Daß sich daraufhin ein Vertreter beim Sender wegen angeblicher Manipulationen an Interviews beschwerte, nahm der Journalist noch gelassen hin. Doch die Landesbank, bei der Kampmann bis dahin ein Konto unterhalten hatte, ging einen Schritt weiter: Beim SFB landete private Korrespondenz, die der 39jährige Ostberliner in eigener Sache mit dem Leiter der Filiale 1 der Berliner Sparkasse geführt hatte.
Nur per Zufall erfuhr Kampmann, was seit der Ausstrahlung hinter seinem Rücken geschehen war. Bei einem Gespräch in der Produktionsfirma „Mefisto“, die den Film über die Landesbank an den SFB vermittelt hatte, flog der Vorgang auf. So konnte der Journalist ein Fax des SFB an den „Mefisto“-Geschäftsführer Jörg Teuscher einsehen: Darauf sei nicht nur die Beschwerde der Landesbank an die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt gewesen, sondern auch eines „meiner Schreiben an die Sparkassenfiliale“, erinnert sich Kampmann. Empört stellte er daraufhin Strafanzeige. Mittlerweile beschäftigt der Fall die Kriminalpolizei. Gegen Mitarbeiter der Landesbank werde derzeit wegen Verstoßes gegen das Landesdatenschutzgesetz ermittelt, wie ein Sprecher der Polizei gegenüber der taz bestätigte.
Bereits im Vorfeld der Recherchen für seinen Beitrag in der SFB- Sendung „Wochenmarkt“ war Kampmann beim Kreditinstitut auf allerlei Merwürdigkeiten gestoßen. Wo sonst das Geschäftsgeheimnis eines Kunden wie ein Augapfel gehütet wird, wußte plötzlich selbst der Pressesprecher Konrad Fiedler von früheren Schwierigkeiten, die der Journalist als Kontoinhaber einer Sparkasse der Landesbank gehabt hatte. „Mit dem Verweis auf meine früheren Schwierigkeiten wurde mir am Drehtag ein rund zwei Wochen vorher vereinbarter Termin abgesagt“, erzählt Kampmann. Erst nachdem er mit dem Presserat gedroht hatte, kam das geplante Interview mit einem Sparkassenmitarbeiter doch noch zustande.
Keiner der Beteiligten will jetzt zu dem Fall Auskunft geben. „Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Vorfall nichts zu sagen“, sagt Fiedler. Ebenso zugeknöpft gibt man sich beim SFB. Joachim Trenkner, Fernseh-Abteilungsleiter für Politik und Zeitgeschichte und für die Abnahme der bei „Mefisto“ hergestellten Beiträge zuständig, blockt am Telefon ab. Ob er denn ausschließen könne, daß Korrespondenz von Kampmann durch die Landesbank an den SFB weitergeleitet wurde? „Ich kann und will darüber keine Auskunft geben“, sagt Trenkner. Und „Mefisto“-Geschäftsführer Teuscher will nur von einem Fax wissen, mit dem sich die Landesbank beim SFB über die Sendung beschwerte. Zur Weitergabe privater Bankschreiben könne er nichts sagen.
Unterdessen hat Kampmann vor Gericht einen Antrag auf einstweilige Verfügung gestellt. Damit soll die Landesbank unter anderem gezwungen werden, über den Bruch des Bankgeheimnisses Auskunft zu geben. Severin Weiland
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