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Eiserne Herren

■ Bremensien (5): Die „Bremische Ritterschaft“ lebt - ganz in der Nähe

In die schrägen Abseiten bremischer Geschichte tauchte das Seminar „Typisch Bremisch“ an der Uni Bremen – und förderte einige Kuriositäten zutage. In einer Serie über „Bremensien“ stellen die KulturwissenschaftlerInnen den LeserInnen der taz ihre Fundstücke vor.

„Archiv der Bremischen Ritterschaft“: So steht's rätselhaft an einem Haus in der Stader Innenstadt zu lesen. Hier ist nicht nur Material aus Ritters Zeiten abgeheftet – tatsächlich leben hier noch wahrhaftige Ritter, in Gestalt des „Bremeschen Ritterlichen Kredit-Vereins“. Aus den Fenstern des Hauses klingt freilich kein Waffengeschepper, sondern das Klappern von Schreibmaschinen: Der Verein hat sich der „kulturellen Förderung der Landschaft“ verschrieben – ein paar mittelalterliche Ideale aber halten die Ritter schon noch in Ehren.

Denn tatsächlich geht die Vereinsgeschichte auf die sagenhafte Blütezeit der Ritter zurück, wie wir sie aus Märchen und Erzählungen kennen. Die Bremische Ritteraschaft entstand, als im 12. Jahrhundert der Bremer Erzbischof Burgenmannschaften und wehrhafte Kämpfer für Fehden aushob. Als Dank für ihre Dienste erhielten die Vasallen Lehen, und so entstanden überall im Erzbistum Burgen. Damit ließen es die Bremer Ritter allerdings nicht gut sein: Man tat sich mit anderen Landständen zusammen, um die alleinige Landesherrschaft des Erzbischofs zu brechen und eigene Rechte besser durchsetzen zu können – Anfänge der Demokratie im Mittelalter.

Die Ritterschaft ließ sich auch nicht beirren, als am Ausgangs des 30jährigen Krieges das alte Ständesystem zusammenbrach. Sie formierten sich zu einem Verband mit einem Präsidenten an ihrer Spitze. Heute hat der Bund 35 Mitglieder, die sich regelmäßig zum „ordentlichen Rittertag“ treffen.

Zu ihren Aufgaben zählen die Ritter die Verwaltung ihres Archivs – einer wahren Fundgrube zur Quellenforschung –, die Unterhaltung des Klosters Neuenwalde und die Denkmalpflege. Außerdem wird in Einzelfällen über Zuwendungen für Stiftungen entschieden. Darüberhinaus werden bestimmte Traditionen eisern gewahrt: Mitglied kann nur werden, wer den Nachweis ritterlicher Abstammung führen kann, genügend Grundbesitz sein eigen nennt – und männlichen Geschlechts ist: Ritterinnen gibt es immer noch nicht. Karin Schröder

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