: Angst vor dem Abzug der Franzosen
■ In Ruanda wächst Ungewißheit über Zukunft der "Sicherheitszone" / UNO-Flüchtlingsorganisation befürchtet neue Massenflucht ins Nachbarland Zaire, das dann die Grenzen schließen will
Kigali/Genf (AFP) – Wenige Tage vor dem Abzug der französischen Truppen aus Ruanda wächst die Ungewißheit über die Zukunft der von ihnen gegründeten Sicherheitszone im Südwesten des Landes. Zwar werden die Vereinten Nationen dem Stand vom Freitag zufolge bis zum Montag etwa 3.500 UN-Soldaten in Ruanda stationiert haben, doch lehnte die ruandische Regierung den UN-Vorschlag ab, die Sicherheitszone in ein entmilitarisiertes Gebiet umzuwandeln.
Die Menschen dort sitzen nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) auf gepackten Bündeln, um beim kleinsten Zwischenfall die Flucht nach Zaire anzutreten. „Wenn irgend etwas geschieht oder auch nur ein Gerücht über einen Vorfall zu kreisen beginnt, haben wir sofort eine Massenflucht“, sagte UNHCR-Sprecher Ray Wilkinson. Zaire kündigte unterdessen an, in einem solchen Fall werde es seine Grenzen schließen.
Derzeit sind bereits 2.400 UN- Soldaten in Ruanda stationiert, wie UN-Sprecher Fred Eckhard am Donnerstag in New York mitteilte. Die UNO sei bereit, die Franzosen in der Sicherheitszone abzulösen. In ungefähr einem Drittel des Gebietes hätten ghanaische Blauhelm-Soldaten bereits die Aufgaben der Franzosen übernommen. Die vorgesehene Truppenstärke von 5.500 Mann für die Mission in Ruanda (UNAMIR) könne Mitte September erreicht werden, meinte Eckhard.
Ein französischer Militärsprecher teilte mit, daß bereits am Sonntag nachmittag der letzte französische Soldat Ruanda verlassen haben wird. Unterdessen schickte die französische Regierung wieder einen diplomatischen Vertreter nach Ruanda. Die seit dem 12. April geschlossene Botschaft werde aber noch nicht wiedereröffnet, teilte das Außenministerium in Paris mit.
Der ruandische Ministerpräsident Faustin Twagiramungu sagte vor Journalisten in Kigali, grundsätzlich sei eine entmilitarisierte Zone im Südwesten Ruandas nicht akzeptabel. Einem souveränen Staat stehe es zu, seine Soldaten überall auf dem eigenen Territorium zu stationieren. Twagiramungu versicherte aber zugleich, daß die FPR keine Angriffe auf das Gebiet starten werde.
Der UN-Sondergesandte Shahargar Khan erklärte in Kigali, er habe von der ruandischen Regierung die Zusicherung erhalten, daß die Patriotische Front Ruandas (FPR) nicht in die Zone eindringen werde.
Je näher der Abzug der Franzosen rückt, desto mehr Ruander flüchten nach Zaire. Innerhalb der vergangenen zwei Tage seien knapp 23.000 Menschen über die Grenze gegangen, teilte UNHCR- Sprecher Wilkinson in Goma mit. Allerdings könne derzeit keine Rede von einer Massenflucht sein. Diese sei so lange unwahrscheinlich, wie es keinen Zwischenfall gebe. Viele Menschen bewegten sich aber in Richtung der zairischen Grenze. Sie überschritten diese jedoch nicht, sondern warteten ab, was nach dem Abzug der Franzosen geschieht. Nach französischen Angaben sind in den letzten Tagen 20.000 Ruander aus Zaire zurückgekehrt.
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