: Vom Computerstaat zum Zonenzombie
■ Frank Z. von Abwärts erklärt den real existierenden Horror und das neue Album „Hurra“
Der Mann raucht wie ein Schlot – schon gegen Mittag hat Frank Z. eine Packung weg. Der Abwärts-Sänger ist auf Promo-Tour für das neue, gerade erschienene Album „Hurra“. Gestern Berlin, heute Hamburg – anderer Ort, die gleichen Fragen.
Auch zum x-ten Mal die, wie der Opener „Zonenzombie“ gemeint sei. Ist es nicht zu hart, die Ostdeutschen so zu titulieren? Oder ist die Textzeile „Wie wär es mit der Eurocard in schwarz-rot und in gold? Is' doch klasse so beschissen zu werden, hey wir sind ein Volk!“ berechtigt? „Damit“, betont Frank Z. (bürgerlich: Ziegler), „sind nur die Spinner in den Pre-Pissed-Jogging-Hosen gemeint, jene, die Asylbewerberheime anzünden. Das Stück ist Realsatire.“ Die sieht das Abwärts-Mastermind als Grundmotiv seiner Texte: „Wenn man die Glotze anmacht, sieht man absurdes Theater.“ Sarkasmus auch bei „Terror und Schrott“, einer Abrechnung mit den aus den USA übernommenen Konsumgewohnheiten der Jugend. Obschon: Es sind gerade die Kids, die heute zu den Abwärts-Konzerten kommen. „Die Fans der ersten Stunde machen inzwischen ihr eigenes Ding mit Frau und Kindern“, sagt Frank ohne Bedauern.
Er ist das einzig verbliebene Mitglied der Urbesetzung von 1980 („Computerstaat“). Mark Chung und FM Einheit sind schon vor Jahren in die Einstürzenden Neubauten gezogen. In ihrer jetzigen Form sind Abwärts seit 1988 beisammen: Frank Z. (Gesang), Slime-Musiker Michael „Elf“ Mayer (Gitarre), Frank Seele (Drums) und Jochen Hansen (Baß). Die unverhohlen zynischen Texte standen jedoch bislang größeren Charterfolgen im Weg. Einzige Ausnahme: „Alkohol“, ein älterer Titel, der noch immer im Radio gespielt wird.
Frank Z. ist dennoch ganz zufrieden. Er sieht Abwärts als Zweitligist unter den deutschen Combos. „Zwanzig- bis fünfzigtausend Stück“ pro Album nennt er als Verkaufszahl – genug für einen Major-Vertrag, zu wenig, um mit den Marktführern Tote Hosen oder Die Ärzte mithalten zu können. Vielleicht gelingt ja der Aufstieg, wenn ostzonale Massenblätter die Ver- balinjurien von „Zonenzombie“ entdecken. Max Schulz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen