„Mut zum Träumen“: Die Genossen starten durch

■ Hans-Ulrich Klose eröffnet die heiße Phase des SPD-Bundestagswahlkampfs

“Politik gibt keinen Lustgewinn. Das hat mehr mit Pflicht und Verantwortung zu tun.“ Ohne Frage: Ex-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose hauchte gestern beim offiziellen Heiß-Start dem blassen SPD-Slogan „Mut zum Träumen, Kraft zum Kämpfen“ die richtige Farbe ein. Ungeschminkt stellte sich der wackere Harburger dem Trommelfeuer der Fragen der Weltstadtprasse: Wie wird man Verteidigungsministerkandidat?

Klose: „Das ist ein Amt, das man nicht unbedingt anstrebt.“ Kippt der Jäger 90, wenn Klose die Hardthöhe erstürmt? „Ich kenne die vertraglichen Bindungen nicht.“ Was läuft verkehrt bei der Bundeswehr? „Es hat sich schon lange niemand mehr um die innere Führung gekümmert.“ Ökologische Modernisierung? „Ich bin eher für das Projekt Transrapid.“

Warum durfte Voscherau nicht auf die Schattenbank Scharpings? „Ich war Fürsprecher Voscheraus. Er gehört zu denen, die ich mir als Mitglied des Kabinettes gut vorstellen könnte. Aber Scharping hatte völlig freie Hand.“ Wie wärs mit dem Job eines Schattenaußenministers für Klose gewesen? „Außenminister, ja sicherlich“, seufzte Klose, fing sich aber rasch: „Darüber hat unser Kandidat entschieden.“

Wahlaussichten, Wahlziel? „Ein möglichst gutes Ergebnis. Ich bin zu einem Mindestmaß an Optimismus verpflichtet.“ Während dieser Lehrstunde voll jener „Besonnenheit und Nachdenklichkeit“, die Kloses Berater an ihm so schätzen, zappelte der notorisch optimistische Hamburger SPD-Chef Jörg Kuhbier ganz unruhig auf der Bank. Schließlich durfte auch er ran. Wahlziel? Kuhbier: „Alle sieben Direktmandate und einen Listenplatz. 60 Prozent hätten wir verdient.“ Stimmung? „Die SPD hat festgestellt: Die SPD ist motiviert.“ Wahlkampfstil? „Fröhlich, locker – nicht tierisch ernst.“ Keine leere Worte, wie Wahlkampfmanager Werner Loewe ergänzen durfte: Scharping kommt am 10. September inklusive Zirkus. Eintritt 10 Mark. Da darf gelacht werden.

Am Schluß, als unverschämte Reporter (nicht die von der taz!), fragten, warum sich Klose nicht zu Umweltthemen geäußert habe, worin überhaupt die Unterschiede zur CDU bestünden und was Kuhbier tun wolle, um die Grünen im Zaum zu halten, da ergriff der Landesvorsitzende höchstpersönlich und wegweisend das Wort: „Wir bleiben stärker als die GAL.“

Florian Marten