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■ Filmstarts à la carteNatur, Götter und Männer in Japan

Die Gegenwart des Sakralen im Banalen und durchaus Trivialen liegt uns hier ohnedies stetig am Herzen. Nun trifft sich Neigung mit Verpflichtung, da das Haus der Kulturen der Welt in Zusammenhang mit seiner Ausstellung „Japan – sakrale Räume“ eine Filmreihe zeigt, die sich eben diesem Thema widmet: daß die Übergänge fließend sind, wo Friedhöfe keine Mauern haben und ein Wohnzimmer durchaus einen Tempel beherbergen kann. Die Ahnen im Hausaltar werden nicht zuletzt mit Schokolade gefüttert; ihretwegen fühlt man sich dann auch nicht mehr so allein.

Enjo/Brandstifter umkreist den Kinkaku-Tempel, der als Nationalheiligtum diente und aus aller Welt bereist wurde, bis eines Tages im bösen Jahr des Wolfes 1950 ein Tempelschüler das Gebäude in Brand steckte. Mit dem Schrecken über den Reichtstagsbrand ist die Sache insofern nicht vergleichbar, als es sich ja um ein Gotteshaus handelt und so ein Brand dann natürlich als eine Art Strafe lesbar wird. Filmisch wird das Ganze aufgerollt von dem Moment ab, wo das brennende Streichholz des Kommissars im Auge des Delinquenten aufglimmt. Es ruft ihm seine Obsession mit der Reinhaltung des Tempels ins Gedächtnis. (4. September)

Im Dojo-Tempel hingegen spielt ein Film von Kihachiro Kawamoto, der zunächst als buddhistisches Road-Movie funktioniert. Ein Priester und sein Schüler suchen auf der überfüllten Straße zum Tempel Quartier bei einer jungen Witwe, die dem jungen Adepten verfällt und dem Paar von da ab auf dem Fuß folgt.

Nagisa Oshima erzählt in Kyoto, My Mother's Place von seiner Initiation in die Gemeinschaft um seine Samurai-Familie und den Matsunoo-Schrein; hauptsächlich interessieren ihn die Frauen. Schönerweise fehlen auch Chris Markers japanisch- afrikanische Filmmessages, übermittelt durch eine junge Frau, die Briefe ihres reisenden Freundes vorstellt. Postcards from the edge.

Kommentiert wird die Sache von Berlins wichtigstem Japan- Film-Kenner Karsten Witte in einem Vortrag am 16.10.

Ein wenig unsympathisch ist die übergroße Sympathie für Abel Ferrara durchaus; das Sputnik Südstern widmet ihm und seinem Lieutenant Harvey Keitel eine ganze Retro. Heute abend: Die Frau mit der 45er Magnum, ein Film mit einer stummen Näherin, die zum Racheengel wird. Die Dynamik ist ein wenig ähnlich wie die in Polanskis Cathérine-Deneuve-Vehikel Ekel, allerdings fehlt der Kontrast mit dem gleißenden Sonnenlicht auf der rue Montmartre und dem Chic des Pariser Schönheitssalons.

Bei Ferrara spielt das Ganze in den Mean Streets von New York, wo ein schlechter Mann (Abel Ferrara) das Mädchen in einen Hinterhof zerrt und vergewaltigt, als sie, bereits mit der Welt zerfallen, in ihrer Wohnung ankommt, lauert dort ein Einbrecher, der dasselbe versucht. Der wird ihr erstes Opfer; noch archaisch mit einem sogenannten „stumpfen Gegenstand“ zu Fall gebracht, später zerkleinert, etc., seine Hände ragen dann arglosen Bettlern aus den Papierkörben entgegen.

Was Ferrara trieb, bleibt irgendwie unklar: sind's die Abgründe des Sexus, Plexus, Hexus, Nexus? Die Liebe zur Frau war's jedenfalls nicht.

Es folgen der King of New York, das Drama eines Gangsterkönigs, der Gutes tun will und stets das Böse schafft, ebenfalls im Horrorfilm-Blau gehaltenes Stück mit einem wirklich grandiosen Christopher Walken. Dann natürlich Snake Eyes, den wir ausführlich zum Start besprochen haben, und dann die „Mean Streets“, wo man noch mal einen der Vorbilder sehen kann, der es besser konnte.

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