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Computer fürs Wattenmeer

■ Mit Bits und Bytes gegen Energieverschwendung und Müllberge / Hamburger Informatiker machen den Umweltschutz übersichtlich

Was kann ein Informatiker mit dem Wattenmeer-Schutz am Hut haben? Den Lebensraum seltener Bytes vermag er dort wohl nicht zu schützen, doch er kann wesentlich zur Reinheit der Watt-Software beitragen. Die Mitarbeit am WatIs, dem Wattenmeer-Informationsystem in Geesthacht, ist ein Beispiel für die Aufgaben von Informatikern im Umweltschutz.

Die wissenschaftlichen Vorreiter der gleichnamigen Disziplin an der Hamburger Uni, Bernd Page und Lorenz Hilty, beweisen seit einigen Jahren, daß aktive Mitarbeit der Computerdisziplin im Naturschutz möglich ist. Für WatIs etwa entwickelten die Hamburger den „Lotse“: „Ein benutzerfreundliches Orientierungsprogramm, das helfen soll, angehäufte Daten leicht zugänglich zu machen“, erklärt Lorenz Hilty die Programmfunktion. Denn die zahlreichen Biologen, Meereskundler oder Chemiker, die das Wattenmeer erforschen und dafür WatIs nutzen, häufen eine immense Datenmasse an.

„Einen riesiger Datenfriedhof haben die angelegt“, beschreibt Hilty den chaotischen Zustand der Speicher, „die Benutzer können da nur schwer ältere Datensätze anderer Wissenschaftler wiederfinden“. Die Orientierung per „Lotse“ dagegen ist kinderleicht. Will ein Umweltschützer zum Beispiel den Forschungsstand in den verschiedenen Wattenmeer-Regionen schnell erfahren, kann er sich zahlreiche Karten auf den Bildschirm rufen, die anschaulich in Farbe den aktuellen Stand und die Daten zeigen.

Auch für die Verkehrsplanung haben die Hamburger Informatiker schon Programme entwickelt. Um Abgase und Schadstoffausstoß vorausberechnen zu können, gibt es sogenannte Verkehrsemissionsmodelle. Mit ihnen kann etwa der Nutzen neuer Katalysatoren ermittelt werden. Noch sind diese Programme etwas unübersichtlich und für den einfachen Computernutzer schwer zu handhaben. Doch auch daran wird in den Forschungsstuben gearbeitet.

Den Wirtschaftsmarkt erschließen sich die Informatiker mit betriebsgerechter Software, die speziell für die jeweiligen Produktionsabläufe zugeschnitten wird. „So werden Ökobilanzen ermittelt, die alle Energieströme erfassen, die bei der Produktion anfallen. Bei einem großen Windelhersteller wird die Software schon angewandt“, berichtet Bernd Page stolz. Unnötiger Energieverbrauch oder Abfälle für eine fertige Windel werden durch entsprechende Produktionsveränderungen verringert.

Mittlerweile können sich auch Auszubildende mittels Computerspiel „BUSCH“ in die phantasievolle Rolle eines profitgierigen Produktionsmitelbesitzers versetzen. Der will ständig den Faktor Arbeit einsparen, das Gut Natur ist ihm dabei schietegal. Doch der selbstsüchtige und kurzsichtige Mensch sammelt ganz miese Ökopunkte und steht am Schluß als Verlierer da.

Mit diesen Computer-Lernprogrammen liegen die Hamburger voll im künftigen EG-Trend. Auf internationaler Ebene gibt es schon zahlreiche Lehrprogramme, und wenn die EG-Richtlinie „Öko-Audit“ in Kraft tritt, nach der Betriebe unter ökolgischen Gesichtspunkten geprüft werden, werden Umweltaspekte zum Wirtschaftsfaktor. Höhere Umweltsteuern könnten, so Page, die Betriebe schneller von dem Kostenfaktor Naturschutz überzeugen. „Das Gut Natur wird immer knapper. Also müssen wir bei einem geringen Einsatz des Faktors Natur mehr herausholen“, so formuliert Page seinen Leitsatz.

Katrin Wienefeld

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