: Ich geb' mir die Kugel!
■ Lotto-Satire empört Tausende / Umsatzeinbußen befürchtet
Köln (dpa/taz) – Einen Sturm der Entrüstung hat eine Satire im ARD-Magazin „Monitor“ am Donnerstag abend über vermeintlichen Betrug bei der Ziehung der Lottozahlen ausgelöst. Tausende von Lottospielern nahmen die Glosse für bare Münze, bombardierten Lottogesellschaften und Rundfunkanstalten mit empörten Anrufen.
Gar nicht witzig fanden die Lottogesellschaften das TV-Schmankerl. Zahlreiche Mitarbeiter wurden von wütenden Lottospielern beschimpft, vereinzelt gingen sogar Schmähbriefe ein. Viele Annahmestellen befürchten erhebliche Umsatzeinbußen. Die Staatliche Toto-Lotto GmbH in Stuttgart bezeichnete den Monitor-Beitrag als einen „schlechten Scherz“. „Dieser Beitrag war als Fernsehsatire gedacht, als solche aber nicht ausdrücklich gekennzeichnet.“ Die Ziehung der Lottozahlen verlaufe ordnungsgemäß. „Jegliche Manipulation ist völlig ausgeschlossen“, versicherten die Lottozentralen. In der Monitor-Satire war unterstellt worden, daß bei der Ziehung der Lottozahlen am vergangenen Samstag betrogen wurde. Als Kopf der „Lotto-Mafia“ outete Monitor Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU). Er wolle die Staatsfinanzen auf Kosten der Lottospieler sanieren, enthüllten die Monitor-Scherzbolde. Das vermeintliche Lotto-Komplott untermauerte Monitor mit Hilfe eines Films: Die in die gläsernen Röhren der Lottomaschine gefallenen Kugeln wurden in Nahaufnahme gezeigt – allerdings mit anderen Zahlen als den tatsächlich gezogenen.
Das beeindruckte offenbar viele Zuschauer so, daß sie tatsächlich an einen großangelegten Betrug beim Lotto glaubten. Allein beim WDR gingen über 1.200 Telefonate ein.
Der 54jährige Grafiker Peter Tresnak aus München erstattete sogar Anzeige gegen die Lottoverwaltung. Später zog er diese dann aber zurück, als er merkte, daß er einem Scherz auf dem Leim gegangen war. „Das ging aus der Sendung nicht hervor, daß es eine Satire war“, so Tresnak.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen