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■ Zehlendorf: Die Amis sind wegIt‘s a dead city now

Allan blickt über den großen, leeren Platz: „Früher war hier immer was los“, sagt er mit Bedauern, „hier hat der Bär gesteppt.“ „Früher“ ist erst wenige Wochen her, aber jetzt liegt der „Truman Plaza“ in Zehlendorf wie ausgestorben da. Früher, da waren hier für die amerikanischen GIs Geschäfte, Buchläden, Banken, Wäschereien, und es waren vor allem Menschen da, „aber jetzt sind alle weg“. Im Nieselregen ist außer den Eicheln, die von den Bäumen fallen, nichts zu hören. In den kleinen Wachhäuschen rund um den Platz sitzt niemand mehr, um aufzupassen. Und die Stacheldrahtumzäunung hat ihre Aufgabe verloren – es ist niemand mehr da, der geschützt werden müßte. Die Amerikaner sind gegangen.

„Three hours Maximum“ steht auf einem Schild am Parkplatz. Aber es parkt kein Amischlitten mehr vor „Burger King“ oder „PX“. Alles ist leer, ausgeräumt und gottverlassen. Hinten auf dem Hof stapelt sich nur noch der Müll der Abgezogenen: ausrangierte Schreibtische, Stühle und Schränke. „For US-Mail Truck only“ steht auf einem Schild, aber es gibt niemanden mehr, der hier Post bekommt. Einsam steht daneben ein alter Kühlschrank – an der Tür ein Aufkleber: „Ich bin ein Berliner – Berlin bringt Glück“.

Allan ist der einzige, der hier heute noch Wache schieben muß. Sechseinhalb Jahre hat der 30jährige Berliner, dessen Vater Amerikaner war, als Guard auf dem „Truman Plaza“ gearbeitet. „Zum 30. September sind wir alle gekündigt.“ Aber das ist für ihn nicht der einzige Grund, traurig zu sein: „Viele gute Freunde sind zurück nach Amerika gegangen.“ Vor dem PX-Supermarkt, in dem Amikids garantiert echte amerikanische Erdnußbutter und Marshmallows kaufen konnten, hängt am „Community bulletin board“ noch eine verwaiste Anzeige: „For sale: Household“.

Auch das ehemalige Wohngebiet der Amerikaner rund um den „Truman Plaza“ ist eine Geisterstadt. In der Steward-, Marshall- oder Pritchardstraße ist keine Menschenseele, nur noch triste, leere Mietskasernen und Fenster ohne Gardinen. An die Amerikaner erinnern nur noch die Namen auf den Klingelschildern – Holmes, Beck-Smith oder Bishline. Auf den Spielplätzen zwischen den Häusern toben keine Kinder mehr, und die High-School hat schon vor Wochen ihre Tore geschlossen. Außer ein paar Handwerkern, die die letzen alten Waschmaschinen aus einem Keller schleppen, ist nichts, niemand, kein Auto und kein Mensch zu sehen. Nur ein älterer, weißhaariger Mann eilt vorbei und murmelt mit leicht verstörtem Gesicht: „It‘s a dead city now.“ Patricia Pantel

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