Öko-Protest durchgefallen

■ Grüne Mitgliederversammlung billigt Siemens-Pläne in Uni-Ost

Schwere Schlappe für Gerold Janssen: Der stadtbekannte Öko-Aktivist ist am Mittwoch abend bei den Grünen mit dem Antrag durchgefallen, die Partei möge sich noch einmal für den Erhalt eines Teiles des Uni-Ost-Geländes stark machen. Die Landesmitgliederversammlung der Grünen lehte eine entsprechenden Antrag mit einer Mehrheit von 26:19 Stimmen ab. Damit ist der letzte Versuch Janssens und seiner MitstreiterInnen gescheitert, den Planungen der Firma Siemens auf dem parlamentarischen Weg einen Kompromiß abzurungen. Unmittelbar nach der Sitzung kündigte Janssen Klagen gegen den Uni-Ost-Bebauungsplan an.

Der Entscheidung vorausgegangen war eine harte, zum Teil emotionalisierte Debatte um das ökologische Kleinod in der Nähe der Uni. Janssen und seine MitstreiterInnen warfen dabei den Grünen und insbesondere Umweltsenator Ralf Fücks Verrat an der ökologischen Sache vor. „Würden Ihr genauso entscheiden, wenn es um den brasilianischen Regenwald ginge“, fragte Dieter Mazur, der gemeinsam mit Janssen den Antrag eingebracht hatte. Danach sollten sich die Grünen und Fücks hinter einen Kompromißvorschlag der Bürgerinitiative stellen: Sechs Hektar der Fläche, die nach den bestehenden Planungen Siemens zur Bebauung gegeben werden, sollten nach Meinung der BI bewahrt werden. Stattdessen solle sich Siemens am Rande des Gewerbegebietes Horn-Lehe West niederlassen. Dort stünde eine ökologisch wesentlich weniger wertvolle Fläche zur Verfügung.

„Der Bauer will doch gar nicht verkaufen“, konterte Fücks die Angriffe. „Will er doch!“ rief Gerold Janssen dagegen. „Laß uns morgen zusammen hingehen.“ Siemens selbst sei zum Kompromiß bereit, behaupteten die Initiativenvertreter. Schließlich müßten die Grünen gegen den Bebauungsplan sein, weil der die Bedeutung des Geländes für das Stadtklima völlig vernachlässigt habe. Janssen: Uni-Ost ist der seidene Faden, an dem das Klima in dem Gebiet rund um die Uni hängt.“

Fücks hielt dagegen, es gebe einen großen Ansiedlungsdruck auf das fragliche Gelände und darüber hinaus. Es sei gelungen, diesen Flächenfraß auf das Gebiet vor der Autobahn und dem Kuhgrabenweg zu begrenzen. „Mehr war nicht drin.“ Sicherlich sei Uni-Ost ökologisch wertvoll, die sechs Hektar hätten aber lange nicht die Bedeutugng, die die Bürgerinitiative behaupte. „Wir verhandeln gerade um 700 Hektar Werderland. Das sind die Größenordnungen.“

„Ihr müßt Euch fragen: Wollt Ihr lieber große geschützte Flächen oder kleine Inselbiotope?“ hielt die Bürgerschaftsabgeordnete Elisabeth Hackstein ihren ParteifreundInnen vor. Auch sie hatte dem Bebauungsplan schon zugestimmt und damit den Unmut der Bürgerinitiative auf sich gezogen. Schließlich hätte schon eine grüne Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr dem Bebauungsplan zugestimmt, hielt sie dagegen. „Nach der ganzen Vorgeschichte ist der Beschluß nicht wieder rückholbar.“

Kommentar Gerold Janssen nach der Abstimmung: „Die sind so abgefahren!“ J.G.