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Atomgespräche

■ USA und Nordkorea verhandeln / Siemens-Meiler für Pjöngjang?

Berlin/Seoul (AFP/taz) – Winken gute Atomgeschäfte mit Nordkorea? Wenn ja, wem? Heute sollen in Berlin die Verhandlungen zwischen Vertretern der USA und Nordkoreas weitergehen, die am Wochenende begonnen haben. Acht Stunden lang hatten die Abgesandten am Samstag im „Büro für den Schutz der Interessen der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik“ in Berlin-Mitte getagt. Zwar haben die Delegationen nach eigenen Angaben Stillschweigen über die Einzelheiten der Gespräche vereinbart, US-Außenminister William Perry hatte jedoch angekündigt, sein Land werde Korea „gewichtige Anreize“ dafür bieten, daß die Regierung in Pjöngjang ihr Atomwaffenprogramm offenlegt.

Der Verhandlungsort war keineswegs zufällig gewählt: Die Nordkoreaner hätten Berlin vorgeschlagen, da sie an deutscher Atomtechnologie interessiert seien, vernahm man aus dem US- Außenministerium. Und aus der Umgebung der nordkoreanischen Delegation hieß es, die Handelsvertretung des Landes habe mit dem Siemens-Konzern Gespräche aufgenommen.

Vor einem Monat hatten die USA und Nordkorea in Genf vereinbart, die nordkoreanischen Graphitreaktoren – bei denen atomwaffenfähiges Plutonium anfällt – durch moderne Leichtwasseranlagen zu ersetzen. Das Interesse Pjöngjangs an deutscher Wertarbeit ist zugleich ein innerkoreanisches Politikum: Südkorea hat frühzeitig darauf gedrängt, daß seine Reaktortechnologie eingesetzt wird, wenn die Atomkraftwerke im Norden mit internationaler Hilfe modernisiert werden sollen. Das hat der Norden bisher brüsk abgelehnt. Eine Umrüstung würde über einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren bis zu vier Milliarden US-Dollar kosten, hat der US-Delegationsleiter bei den Genfer Verhandlungen, Robert Galluci, geschätzt. Die Kosten sollen Washington, Seoul, Tokio, Peking und Moskau tragen. In Berlin habe die US-Delegation erneut versucht, die Nordkoreaner zur Beteiligung Südkoreas zu überreden, hieß es. Nicht bekannt wurde, ob bei all den Verhandlungen jemals in Erwägung gezogen wurde, ökologisch und politisch sicherere Energietechnologien anzubieten.

Parallel zu den Berliner Verhandlungen begannen am Samstag auch in Pjöngjang Gespräche, an denen die höchstrangige US-Delegation teilnimmt, die je nach Nordkorea gereist ist. Dabei soll es um die Einrichtung von gegenseitigen Verbindungsbüros der USA und Nordkoreas gehen. Die Ergebnisse der Verhandlungen sollen offiziell erst bei der dritten Runde der Genfer Atomgespräche bekanntgegeben werden, die am 23.September beginnen.

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