: Vorerst keine Basis für Atomgeschäft
■ Siemens reagiert „unterkühlt“ auf Nordkoreas Interesse
Berlin (taz) – Noch gibt es keine Basis für die Lieferung von Siemens-Atomreaktoren nach Nordkorea. Wie Siemens-Sprecher Wolfgang Breyer sagte, habe sich der Konzern den nordkoreanischen Interessenten gegenüber „unterkühlt“ gezeigt. Nordkorea hatte am Rande der Atomverhandlungen mit den USA, die derzeit in Berlin geführt werden, Interesse an Leichtwasserreaktoren und am europäischen Druckwasserreaktor (EPR) gezeigt und sich von Siemens darüber informieren lassen. Noch sei man nicht in der Nähe eines konkreten Angebots, so Breyer. Denkbar sei jedoch ein Deal, bei dem zivile Atomtechnik geliefert wird unter der Voraussetzung, daß Nordkorea sein militärisches Atomprogramm offenlegt.
Problematisch für Siemens dürfte vor allem der politische Zündstoff des möglichen Geschäfts mit den unberechenbaren Machthabern Nordkoreas sein. Nach Auffassung von Siemens würde der „Einstieg in die Atomenergie Nordkoreas allerdings bedeuten, daß das Land sich ohne Gesichtsverlust von der atomaren militärischen Nutzung verabschieden kann“, so Breyer.
Die Atomkraftwerkssparte ist bei Siemens nicht mehr dominierend. Im Geschäftsjahr 1992/93 entfielen mit 2,6 Milliarden Mark etwa 30 Prozent des Umsatzes auf das Nukleargeschäft. Der Auftragseingang ging damit um zehn Prozent zurück. Schwerpunkte des Atomgeschäfts sind vor allem Dienstleistungen für gelieferte Anlagen. Bislang habe die Siemens Kraftwerksunion auch in den Gesprächen mit Nordkorea darauf hingewiesen, daß andere Technologie als Atomtechnik durchaus billiger und aussichtsreicher sei. Susanne Krispin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen