: Superintelligenzler
■ betr.: „Intelligenz bei Schwarzafri kanern“ Berichterstattung zu Charlotte Höhn & Co
[...] Heute wird das Wort „Intelligenz“ für Lernfähigkeit und Erlerntes gebraucht. Intelligenz kann man erwerben, wenn die Möglichkeiten dafür gegeben sind: Geld, Umwelt, Lehrer. Kann sein, daß Schwarzafrikaner nach unseren Maßstäben nicht intelligent waren, als sie noch unbeleckt waren von unserer „Kultur“. Wenn sie damals einen Superintelligenzler von uns in den Urwald oder in die Wüste geholt hätten, um dessen Intelligenz zu testen nach den dort geltenden Maßstäben, hätten sie ihm tröstend übers Haar gestrichen wegen seiner geistigen Mängel.
Wenn wir aber das logische Denkvermögen damit meinen, dann wird sich zeigen, daß so mancher Hochgebildete eigentlich strohdumm ist und mancher sogenannte Ungebildete über ein hohes Maß an Klugheit, Durchblick, logischem Denkvermögen und folglich Vernunft verfügt, ohne das erlernt zu haben. Intelligenz an unseren dekadenten europäischen Begriffen zu messen, zeigt die Borniertheit und den tatsächlichen, eingeschränkten Grad an Intelligenz derer, die sich die Intelligentesten dünken! [...] C. Eisbein, Burhafe
Ob die Fähigkeit, möglichst schnell und viele einiger alberner Zahlen- oder sonstiger Reihen zu vervollständigen, etwas mit menschlicher Intelligenz zu tun hat, ist nicht nur fraglich; vielmehr hat die positive Beantwortung dieser Frage zu gefährlichen (rassistischen und sexistischen) Schlußfolgerungen geführt. Für die Intelligenz der IQ-Fans hat hingegen noch niemand Interesse angemeldet, obwohl es mehr als nur interessant wäre, die sicherlich weitgefächerte Beschränktheit von Zirkelschlußfans unter die Lupe zu nehmen. Der IQ ist das Ergebnis dessen, was der IQ-Test hervorbringt. Aber der IQ ist nicht das Synonom von Intelligenz. Man kann die „Abweichung“ von Afrikanern, Frauen u.a. vom durchschnittlichen IQ-Wert des „white male system“-Vertreters vornehm als „cultural bias“ bezeichnen, denn das ist sie auch; v.a. aber sollte man von den „Abweichungen“ wegkommen, da das oder ein „Maß der Dinge“ nichts anderes vermittelt als dies: Es gibt nur eine Wirklichkeit (nämlich die „unsere“), und das ist nun nicht mehr nur ein Zeichen von Unbildung und Rückschrittlichkeit, sondern von (rassistischer) Arroganz, und Arroganz liegt im semantischen Umfeld von Dummheit, welche man sogar ohne Tests erkennen kann – wegen ihrer Offensichtlichkeit.
Beim sogenannten „erbkranken Nachwuchs“ gibt es ein ähnliches Problem, weil die Definitionen von „gesund“ oder „krank“ nichts anderes als mehr oder weniger willkürliche, interessengeleitete Schnitte durch eine Wirklichkeit sind, deren Einzelteile dann mit Namenstäfelchen versehen werden, die man wiederum für „wirklich“ hält, um sie schlußendlich als Meßlatte anzusetzen, von der aus sich dann wieder die sogenannten Abweichungen konstruieren lassen.
Die Natur liebt die Vielfalt (manche von uns nennen das u.a. Mutation). Was die Natur nicht liebt, ist der Dreck, mit dem sie täglich zugeschüttet wird, der neue „Kranke“ erzeugt. Was der Mensch nicht lieben sollte, ist die „intellektuelle“ Umweltverschmutzung – wie sie Höhn & Co täglich (und wahrscheinlich gut bezahlt) verursachen dürfen.
Was aber unsäglich ist: Wie kann man Rassistien auf eine UN- Konferenz mitnehmen?
Oder wollte man hier zu Tenor und Ziel der Konferenz nur brav kompatibel sein? Monika Gerstendörfer,
Metzingen
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