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Sakrileg -betr.: "Sexismus im Peterwagen", "Abkommandieren", taz vom 12.9.94

Betr.: „Sexismus im Peterwagen“, „Abkommandieren“, 12.9.94

Die Grüne Minna ist kein sexismusfreier Raum, das gilt nicht erst, seit auch Petra im Peterwagen mitfahren darf. Mit der Gleichberechtigung hat dort ein Sexismus platzgenommen, der für hierarchische Strukturen typisch ist.

Aber auch wenn sexuelle Belästigung in der „freien Wirtschaft“ längst ein Thema ist, wie Kai von Appen schreibt, braucht frau - auch dort - immer noch verdammt viel Mut zur Öffentlichmachung der Wahrheit: von sexueller Belästigung bis sexueller Nötigung.

Jeder Struktur ihre eigenen Probleme. Das mußten auch Mitarbeiterinnen der ersten Grünen Bundestagsfraktion leidvoll erleben, die sich gegen sexistische Übergriffe aus den eigenen Reihen öffentlich wehrten. Handelte es sich doch um einen linken Tabubruch erster Klasse: nein, nicht der Sexismus unter Linken, das Öffentlichmachen!! Da nicht sein konnte, was nicht sein durfte, kam die Veröffentlichung einem Sakrileg gleich...

Das war vor 10 Jahren. Geändert hat sich nicht viel. Oder anders: Geändert haben sich nicht viele. Nach Kai von Appen sollen die Täter in „Straf- und Erziehungseinheiten abkommandiert werden“. Abgesehen davon, daß dafür Frau Schwätzers Etat nicht reicht - das ist keine Lösung. Vor Ort muß Mann bekennen, wo er steht und danach handeln. Sonst ändert sich auch weiterhin nicht viel.

Anita Idel

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