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Unterm Strich

Auf zur nächsten Schnittchenparade: Jan Schüttes Film „Auf Wiedersehen Amerika“ ist für den Europäischen Filmpreis 1994 nominiert worden. Der Felix wird am 27. November das nächste Mal verliehen. Die Zeremonie findet in diesem Jahr dankenswerterweise im Spiegelzelt am ehemaligen Theater der Freien Volksbühne statt. Nominiert wurden außerdem Nanni Morettis „Liebes Tagebuch“, aus Großbritannien „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ von Mike Newell und „Ladybird, Ladybird“ von Ken Loach. Außerdem sind vorgeschlagen Gianni Amelios „Lamerica“, „Soleil Trompeur“ von dem russischen Regisseur Nikita Mikhalkov, „Smoking, No Smoking“ von Alain Resnais und alle drei Teile von Krzysztof Kieslowskis „Drei Farben: Blau, Weiß, Rot“.

Für sein Lebenswerk wird in diesem Jahr der 1907 geborene französische Regisseur Robert Bresson geehrt („Pickpocket“, „Un Condamné à mort s'est échappé“). Der Preis für den Europäischen Dokumentarfilm wurde der Saga-Gruppe aus Sarajevo zugesprochen.

Als Junger Europäischer Film des Jahres wurden nominiert „From the Snow“ von Sotiris Goritsas aus Griechenland und der mit dem Goldenen Löwen von Venedig ausgezeichnete makedonische Film „Before the Rain“ von Milco Manchevski; dazu „Kosh ba Kosh“, der Gondelfilm aus Tadschikistan, der vermutlich schon deshalb schlechte Chancen hat, weil der Name des Regisseurs hierzulande erst mehrere Stunden trainiert werden muß, bis man ihn hat: Bakhtiar geht ja noch, aber dann kommt Khudojnazarvos. Jedenfalls ist erfreulicherweise auch noch Agnès Merlots „Le Fils du requin“ nominiert, und die „Drei Geschwister“ von Teresa Villaverde aus Portugal.

Jurypräsident ist in diesem Jahr der italienische Regisseur Ermanno Olmi, und man kann nur hoffen, daß sein filmisches Urteil angesichts anderer Leute Arbeiten etwas schärfer ist als das gegenüber den eigenen Werken.

Er stellte dieses Jahr in Venedig nämlich eine Bibelverfilmung vor („Genesis“), angesichts derer man nicht wußte, ob man lachen, weinen, schreien oder dem Nachbarn ein Öhrchen abkauen sollte. Es war eine sehr lehmige, von großen schwarzen Augen durchglotzte Angelegenheit. Von Ursünde keine Spur.

Erstmals wurden diese Entscheidungen, die man ja wohl allesamt nur begrüßen kann (selbst wenn einem bei der Vorstellung, man müßte alle drei Filme von Kielowski noch einmal sehen, daß Gebiß aus dem Hals springt) von einem Expertenkomitee getroffen, das vom Vorstand der Filmakademie berufen wurde. Was die Besetzung dieses Komitees angeht, so hätte man auch Textbausteine einlesen können. Wieder dabei nämlich: Ulrich Gregor; daneben unter anderem Klaus Eder.

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