: Vom Manager bis zum Pförtner
■ Private und Behörde teilen sich die Jobvermittlung
„Das Neue ist, daß man jetzt mit der Arbeitsvermittlung Geld verdienen kann“, faßte Christian Hawel, Leiter des Arbeitsamtes Bremen/Bremerhaven die Situation zusammen. Denn seit August sind kommerzielle Jobvermittler zugelassen. Mehr Arbeitsplätze und eine schnellere und unbürokratische Vermittlung von Personal ist dagegen für Peter Garthoff von der privaten Vermittlungsfirma „Manpower Planen und Leisten“ der Vorteil. Hawle und Garthoff sprachen gestern zum Thema „Kommt die zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Arbeitsvermittlung?“. Das Ergebnis: Ja, sie kommt.
Denn bereits jetzt werden zwei Drittel der offenen Stellen nicht über das Arbeitsamt, sondern über „andere Suchwege“ vermittelt, meinte Hawel. Und die privaten Vermittler kommen aus einer Tradition des profitablen „head-hunting“ für große Unternehmen. Die Bundesanstalt werde sich dagegen weiterhin auf die „Volumenmärkte“ konzentrieren, auf denen Ungelernte, Langzeitarbeitslose und BerufsanfängerInnen um einen Job kämpfen. Die Behörde könne sich anders als die Privaten eben nicht auf die „marktgängigen“ BewerberInnen konzentrieren, sondern müsse sich als „Anwalt der Arbeitslosen“ verstehen. Das schließe Umschulung und Weiterbildung ein. Allein dafür gebe die Bundesanstalt in Bremen jährlich 150 Mio Mark aus.
Die Privaten dagegen versprechen sich und anderen eine rosige Zukunft. 10.000 Arbeitsplätze bundesweit sollen laut Garthoff allein durch die Vermittlungsbüros entstehen, freie Stellen könnten schneller besetzt, Qualifikationen der BewerberInnen genauer berücksichtigt werden. Einig waren sich beide Jobvermittler darin, die Kriterien für Vermitllungsagenturen strenger zu fassen. Bisher kann sich praktisch jedeR mit irgendeiner Berufsausbildung, drei Jahren Arbeitserfahrung und einem Telefon als Jobdealer betätigen. Bisher sind in Bremen elf Lizenzen erteilt worden.
„Wir grenzen niemanden von vornherein aus“, versprach Peter Garthoff. Vom Manager bis zum Pförtner seien ihm alle Anträge willkommen. Doch da die Vermittler nur von den Unternehmen bezahlt werden und „Manpower“ für die erfolgreiche Vermittlung satte 15 Prozent des Bruttojahresgehaltes fordert, werden sich die Firmen wohl auf die lukrativen Angebote konzentrieren. Bei extremer Knappheit von Arbeitskräften, wie zur Zeit bei Facharbeitern „ kommt die Gretchenfrage für die Privaten“, meint Hawel, „nämlich, ob sie dann Leute aus bestehenden Verträgen abwerben.“ Das aber, schwört Garthoff, werden seröse Anbieter nicht tun: „Wir können es uns nicht leisten, unseren guten Ruf zu verlieren.“ bpo
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