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Stasi-Generalmajor übergab Gift

■ Gift-Anschlag: Angeklagter belastet Stasi-Vorgesetzte

Das Gift für den in Israel inszenierten spektakulären Anschlag auf die Familie des Fluchthelfers Wolfgang Welsch hat der wegen versuchten Mordes angeklagte 52jährige ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter (IM) Peter H. von Ex- MfS-Generalmajor Heinz Fiedler erhalten. Vor dem Landgericht belastete Peter H. den 1993 durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen ehemaligen Leiter der MfS-Hauptabteilung VI erheblich. Bei zwei Unterredungen in konspirativen Wohnungen hätte Heinz Fiedler Einzelheiten des Mordplans erörtert und schließlich das tödliche Gift Thallium übergeben. Der mitangeklagte 69jährige MfS- Oberst Franz M. hingegen wäre bei den Unterredungen zwar dabei gewesen, hätte aber die Gesprächsführung seinem Vorgesetzten überlassen.

Das Gift hatte Peter H. der Familie während eines gemeinsamen Urlaubs in Israel im Sommer 1981 Fleischklößchen beigemischt. Der Auftraggeber Heinz Fiedler hatte den Tod der Ehefrau als erwünschte Nebenwirkung bezeichnet, da sie ebenfalls bei gelungenen Schleusungen mitgewirkt hätte. Durch eine Reihe glücklicher Umstände kam die Familie mit dem Leben davon.

Eine mysteriöse Rolle spielt eine nur unter dem Namen Susan bekannte Jüdin aus den USA. Der Angeklagte will die Frau in Israel nur zufällig kennengelernt haben. Es gibt Verdachtsmomente, wonach sie im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit Peter H. bei dem Mordanschlag überwachen sollte. Wie der Vorsitzende der Strafkammer, Hansgeorg Bräutigam, mitteilte, wird nach Susan noch immer gefahndet. Von ihr existieren Fotos, die bei den Gerichtsakten liegen. adn

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