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Rätselraten um die Zukunft des Tacheles

■ Oberfinanzdirektion entscheidet in Kürze über „Johannishof“-Grundstück / Die Firma eines saudischen Scheichs hat beste Chancen auf den Zuschlag

Die Vergabe des „Johannishof“-Grundstücks, dem Areal hinter dem Tacheles zwischen Johannisstraße und Friedrichstraße, steht kurz bevor. Wie der zuständige Mitarbeiter der für den Verkauf zuständigen Oberfinanzdirektion des Bundes (OFD), Kallabis, der taz erklärte, habe die Firma ASSCA derzeit die besten Karten. Das Finanzierungskonzept werde zwar noch geprüft, meinte Kallabis. „Falls die Angaben aber stimmig sind, erteilen wir in ein oder zwei Wochen den Zuschlag“, hieß es.

Auf das Kunst- und Kulturprojekt Tacheles würden damit schwierige Zeiten zukommen. Die ASSCA, hinter der ein milliardenschwerer Ölscheich stecken soll, hat am Tacheles offenbar wenig Interesse. Zwar tangiert die Vergabe des unbebauten „Johannishof“-Areals das Tacheles nicht direkt, „doch wer dieses Grundstück bekommt“, erklärt OFD-Mitarbeiter Kallabis, „hat auch ein Recht, in die anderen Grundstücke einzusteigen.“ Kallabis bestätigte, daß die ASSCA sich bereits um das gesamte Gelände einschließlich des Tacheles beworben hat.

Eine Gesamtlösung mit dem zweiten Bewerber für das Gesamtgrundstück, der Kölner Fundus- Gruppe, die an einer Einbindung des Tacheles in eine Gesamtbebauung interessiert ist, würde mit einer Entscheidung für ASSCA damit unwahrscheinlich werden. Immerhin soll der nächste Grundstücksverkauf an der Johannis-/ Ecke Tucholskystraße durch die OFD kurz nach der Vergabe des „Johannishof“-Grundstücks erfolgen. Lediglich die unmittelbar an das Tacheles gelegenen Grundstücke des Bundes, versprach Kallabis, werde die Oberfinanzdirektion zunächst noch nicht verkaufen.

Inwieweit das Land Berlin Einfluß auf den Erhalt des Tacheles nehmen kann, ist nach wie vor ungeklärt. Zwar gehört das Grundstück, auf dem das Tacheles selbst steht, dem Land. Doch je kleiner die Fläche für Büro- und Geschäftsgebäude ist, desto geringer sind die Spielräume künftiger Eigentümer zur indirekten Subventionierung der Off-Künstler. Im Tacheles setzt man deshalb vor allem auf eine vom Bezirk und Senat festzulegende Bauplanung für das Gesamtgrundstück, die den Erhalt festschreibt. Auch Bausenator Nagel hat bereits angekündigt, ein Bauprojekt ohne das Tacheles planungsrechtlich verhindern zu wollen. wera

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