: Alle wollen die Supermänner sehen
Jörg Heckmann, 27 Jahre, Beamter
Marathon und Joggen finde ich völlig uninteressant. Mich interessieren andere Sportarten wie Fußball und Basketball weitaus mehr. Marathon ist für mich keine sagenhaft attraktive Zuschauer-Sportart, sondern mehr eine Bestätigung für denjenigen, der selber läuft. Wer sich überwinden kann, für den ist es schon eine klasse Sache. Ich hätte nicht die innere Stärke, 42 Kilometer zu rennen.
Erna Held, 79 Jahre, Rentnerin
Marathon finde ich gut. Hingehen werde ich nicht, weil ich nicht mehr gut stehen kann, aber im Fernehen werde ich zuschauen. Ich interessiere mich für allen Sport, habe selbst früher Geräteturnen gemacht. Verrückt finde ich die Teilnehmer nicht, ist doch toll, wenn jemand soviel Kondition hat. Wie die die Luft halten können! Ich beneide jeden, der das mitmachen kann.
Mark Peschel, 26 Jahre, Student
Es ist erstaunlich, daß Leute sich soweit peitschen können. Ich jogge auch, aber keine 42 Kilometer. Meistens schaffe ich es auch nur einmal die Woche. Wenn ich mehr Zeit zum Trainieren hätte, würde ich auch mal den Marathon mitlaufen. Joggen entspannt auf jeden Fall. Und es ist ein Sport, der dich praktisch nichts kostet. Leider gibt es in Berlin kaum noch Flecken, wo man ruhig laufen kann.
Carmen Miller, 25 J., Postangestellte
Ich bin bisher jedes Jahr zum Marathon gegangen. Am schönsten finde ich, daß da die Querschnittsgelähmten in ihren Rollstühlen mitmachen. Daß die den Mut aufbringen teilzunehmen, ist wirklich toll. Ich glaube, alle, die mitmachen, wollen sich etwas beweisen. Zwölf Freunde von mir laufen mit, und bisher waren sie danach jedesmal erholter als vorher. Ist schon erstaunlich.
Alan Nobili, 20 Jahre, Student
Ich werde hingehen. Es wird wie ein Straßenfest sein – alle wollen die Supermänner sehen. Die Faszination für die Teilnehmer ist wohl, daß es weniger ein Wettbewerb mit den anderen, sondern mehr ein Kampf mit dir selbst ist. Ich habe einen Onkel, der Marathon läuft. Der ist schon ein bißchen verrückt, er rennt die ganze Zeit. 42 Kilometer? Nichts für mich. Ich spiele lieber Fußball.
Gisela Oppermann-Farrell, 36 J., Krankenschwester
Marathon und Triathlon, solche Gewaltakte sind mir zuviel. Irgend etwas muß da aber sein, sonst würden es die Leute nicht machen. Manche sagen ja, daß sie in meditative Zustände kommen. Ich werde am Sonntag nicht hingehen, dieser ganze Rummel ist mir einfach zuviel. Thema Dreck? Ich habe mal gesehen, daß die Straße danach am Rand einem Meer von Dreck war – so was ist völlig daneben.
Umfrage: Anne-Kathrin Schulz
Fotos: Bente Geving
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