: Erhöhte Alarmstufe für jüdische Einrichtungen
■ Neue Hinweise auf mögliche Terrorakte der arabischen Terrorgruppe „Abu Nidal“ / Anschläge in dieser Woche?
Ein vom Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden befürchteter Anschlag auf eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al, die gestern in Schönefeld landete, blieb aus. Das Flugzeug, so ein Sprecher des Bundesgrenzschutzes (BGS), sei gestern planmäßig wieder aus Schönefeld abgeflogen. Es habe keine Probleme gegeben. Die Maschine war wegen eines befürchteten Anschlags demonstrativ von schwer ausgerüsteten BGS- und Polizeieinheiten gesichert worden.
Unterdessen dauern die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen in Berlin an. Vor der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Mitte und der Jüdischen Gemeinde in der Charlottenburger Fasanenstraße wurden die Straßen für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Grund für die Maßnahmen sind weitere Hinweise des Bundeskriminalamts, wonach die palästinensische Terrorgruppe um Abu Nidal Anschläge gegen jüdische Einrichtungen in Berlin plant. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel heute unter Hinweis auf das BKA meldet, sollen die Anschläge an einem jüdischen Feiertag verübt werden. In diese Woche fallen zwei dieser Feiertage: das Ende des Laubhüttenfestes am Dienstag und der Tag der Gesetzesfreude am Mittwoch.
Nach Informationen des Spiegel sollen zur Vorbereitung der Anschläge in den vergangenen Wochen in Hamburg fünf Fahrzeuge mit Sprengstoff beladen worden sein, der zuvor in Berlin zwischengelagert wurde. Der Sprengstoff stamme ursprünglich von einem bislang noch nicht identifizierten Schiff, das bereits am 15. Juni im niederländischen Rotterdam entladen worden sei. Mehrere Hausdurchsuchungen, die daraufhin unter anderem auch in Berlin und im brandenburgischen Wandlitz vorgenommen wurden, haben aber keine Hinweise auf mögliche Anschläge ergeben, teilte die Polizei mit. Wie der Spiegel weiter berichtet, will die Abu-Nidal-Gruppe in Deutschland ein Exempel statuieren, weil die Bundesrepublik als einer der ersten Staaten in den palästinensischen Autonomiegebieten ein offizielles Büro eröffnet hat. Den Meldungen des Nachrichtenmagazins zufolge sollen nach der Entladung in Rotterdam der Sprengstoff und die Waffen zunächst mit drei Kleinlastern nach Berlin gebracht worden sein. Ein Mitglied der Abu-Nidal-Gruppe habe diese dann an verschiedene Angehörige der Gruppe verteilt. Anschließend sei die gefährliche Fracht in fünf Autos nach Hamburg gefahren worden.
Wie bereits in der vergangenen Woche berichtet, wurden am 13. September in Berlin sieben Personen festgenommen. Sie wurden jedoch kurze Zeit darauf durch einen Richter der Karlsruher Bundesanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt, weil kein dringender Tatverdacht vorlag. Ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde hatte letzte Woche gegenüber der taz erklärt, die breite Berichterstattung über mögliche Anschläge diene offenbar auch dazu, die arabischen Terroristen einzuschüchtern. wera
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