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Unterm Strich

Die Geschichte über Auftragsmalerei in der DDR läßt sich unendlich verlängern: Während am Beispiel der Neuen Nationalgalerie über die Zusammenlegung von Staatsmalern wie Willi Sitte mit West-Modernen heftig gestritten wird, ist seit gestern nun in der Kommode am Berliner Bebelplatz erstmals das 1988 entstandene Monumentalbild „Wilhelm und Karl Liebknecht“ von Manfred Kandt zu sehen. Die Humboldt-Universität hatte dem Maler seinerzeit den Auftrag zu dem fünf mal sieben Meter großen Werk gegeben, das den Liebknecht-Saal des Universitätsgebäudes schmücken sollte. Doch 1990 wurde der Raum in einen Saal für Computer umgewandelt, und für das Gemälde war keine Verwendung mehr. Wegen seiner Größe konnte noch kein anderer passender Ort gefunden werden. Der Maler kann diese erste öffentliche Präsentation seines Werkes nicht mehr erleben. Er starb vor zwei Jahren. Gezeigt werden bis zum 14. Oktober neben dem Tafelbild noch weitere Werke Kandts, der zahlreiche Gemälde für öffentliche Räume schuf.

Am Freitag wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Vertreibung der Juden aus Naumburg vor 500 Jahren in der Saalestadt enthüllt. Das durch den Naumburger Bildhauer Peter Fiedler geschaffene Relief zeigt neben der Vertreibung einen Ölbaum als Symbol der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft von Juden und Christen, heißt es in einer Mitteilung des Pädagogisch- Theologischen Institutes in der Domstadt.

Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Peter Weidhaas, hat gegen das Ausreiseverbot für den nigerianischen Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka (60) protestiert. Das vom Militärregime in Nigeria verhängte Verbot sei ein „unhaltbarer Akt der Willkür“ und ein weiteres Beispiel für die massive Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Menschenrechte in dem westafrikanischen Land, erklärte Weidhaas. Er sprach Soyinka, der 1986 als erster Afrikaner den Literaturnobelpreis erhalten hatte und als einer der schärfsten Kritiker des Militärregimes gilt, eine offizielle Einladung zur 46. Frankfurter Buchmesse aus, die vom 5. bis 10. Oktober stattfindet. Die Flughafenbehörden in der nigerianischen Stadt Lagos hatten am Donnerstag Soyinkas Paß eingezogen, als er seine lange geplante Europareise antreten wollte, die ihn auch nach Frankfurt hätte führen sollen.

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