: Ein Manager wird jetzt nicht gebraucht
■ Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) zu seinem Rücktritt als Aufsichtsrat
taz: Sie sind als Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft zurückgetreten. Eine Trotzreaktion, wie die CDU meint, oder ist Ihre Eitelkeit verletzt, weil Sie nicht Aufsichtsratsvorsitzender wurden?
Norbert Meisner: Weder noch. Das ist vielmehr eine Reaktion, auf die ich den Regierenden Bürgermeister bereits vor zwei Monaten hingewiesen habe. Ich möchte, daß die Flughafenpolitik besser koordiniert wird. Ich habe ihn aufgefordert, selbst den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen. Aus der bisherigen Arbeit des Aufsichtsrats habe ich die Erfahrung gewonnen, daß ich wenig Möglichkeiten sehe, als einfaches Aufsichtsratsmitglied weiterzumachen.
Warum ist ein Manager die falsche Besetzung?
Im Augenblick geht es gar nicht um geschäftliche Entscheidungen. Alle Entscheidungen, die jetzt zu treffen sind, hat die Politik direkt zu treffen und zu verantworten: über den Standort des Großflughafens und darüber, ob, wann und wie schnell die Flughafengesellschaft saniert und entschuldet wird. Es steht auch die Entscheidung über eine Zwischenlösung an bis zur Fertigstellung des Großflughafens, also ob Schönefeld ausgebaut und ein Flughafen geschlossen werden soll. Damit beschäftigt sich doch bereits die BBF- Geschäftsführung.
Nun hat die Öffentlichkeit das berechtigte Interesse, daß Mißmanagement reduziert wird. Und es ist offensichtlich, daß der Aufsichtsrat in der Grundstücksaffäre versagt hat. Deswegen zu sagen, ein kompetenter Manager läßt sich nicht so leicht über den Tisch ziehen, ist doch nicht falsch.
Sie können mich nicht in eine Sache hineinziehen, die passiert ist, bevor ich im Frühjahr 1993 Mitglied des Aufsichtsrats wurde. Es gibt Situationen, da würde ich auch sagen, bitte, Politik ziehe dich da raus und suche gute Leute, die diese Aufgaben erfüllen. Diese Zeiten aber haben wir jetzt nicht. Der Henkel ist ein hervorragender Mann. In vielen anderen Bereichen in der Stadt würde ich ihn gerne an der Spitze sehen. Nur in diesem BBF-Aufsichtsrat, an dieser Stelle sollte jemand mit unmittelbarem Politikbezug sitzen. Weil das nicht passiert ist, bleibe ich nicht im Aufsichtsrat, sondern will dann lieber von außen als Mitglied des Senats auf die Flughafenpolitik Einfluß nehmen.
Es gibt eine Vielzahl von Gesellschaften, an denen das Land Berlin beteiligt ist. Sollen diese Gesellschaften grundsätzlich politisch angebunden bleiben?
Das kommt auf die Gesellschaft an. Eine Landesentwicklungsgesellschaft muß angebunden werden, denn die muß Aufträge des Landes Berlin erfüllen. Eine Flughafengesellschaft im Normalbetrieb, bei der keine politischen Entscheidungen anstehen, bräuchte nicht angebunden zu sein. Das könnten Fachleute und Manager für das Land Berlin beaufsichtigen. Interview: Gerd Nowakowski
Siehe auch Bericht Seite 5
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen