: „Binde Eier stets von oben nach unten ab“
■ Empfehlenswerter Stoff zum Buchmesse-Start für Leseratten und Bilderfans
Da der Schwule bekanntermaßen 24 Stunden am Tag nur an das eine denkt, hier ein paar Denkhilfen: „Wie man's macht – Das schwule Sexbuch“ bringt von Abbinden („Binde Eier stets von oben nach unten ab“) bis Wichsen („Zahnpasta prickelt ungemein“) einen brauchbaren und reich bebilderten Querschnitt zu fast allen Spielarten schwuler Sexualität. Wer's härter liebt, der kauft sich „LederLust“. Spärlicher bebildert und trotzdem kein Lexikon, bringt es viel Hintergrundinformationen und Erfahrungsberichte zu Sadomasochismus.
Wer seinen Körper besser kennen mag, sollte zu „Bodycheck – Das schwule Gesundheitsbuch“ greifen. Man erfährt etwas über Madenwürmer, Penisbruch, Funktion und Anfälligkeiten im Betrieb der Geschlechtsorgane bis hin zu schwulem Drogenkonsum.
Zum schwulen Alltag gehört seit langem Aids, dazu ist gerade das Buch „Ich habe noch viel vor – Leben mit Aids“ erschienen. Es ist der – gelungene – Versuch, einen Überblick über die wichtigsten Aspekte dieser Krankheit zu geben, ganz ohne Schulmeister-Attitüde.
Ablenkung nach so viel Informationen bietet scheinbar in diesem Herbst der italienische Mann. Gleich drei neue Fotobücher präsentieren ihn mit viel Muskeln. Einblicke in eine neue ästhetische Dimension kommen uns dabei leider nicht. Dann doch lieber Jürgen Baldigas „Fotografien“: Wer etwas über schwules Leben und Lieben erfahren will, das nicht nur glatt und schön ist, findet hier reichlich Material.
Ebenfalls reichlich Material auch in Walter Foelskes Roman „Im Wiesenfleck“. Wie da eine Kindheit, eine Jugend und ein halbes Erwachsenenleben vor uns ausgebreitet werden, ist nicht nur eine Geschichte der Bundesrepublik, sondern vor allem eine Geschichte der Deformierung und Zurichtung einer (schwulen) Sexualität, wie sie peinigender lange nicht erzählt wurde. Peter Hedenström
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