Struktureller Rassismus

■ Vorwürfe afrikanischer Verbände gegen Hamburger Polizei

Mut gefaßt und wieder verloren – das haben nach Aussage afrikanischer Verbände in Hamburg lebende Schwarze, die von Polizisten schikaniert worden sind. Viele seien vor drei Wochen nach Bekanntwerden des Polizeiskandals bereit gewesen, ihre Erlebnisse zu veröffentlichen. Eine kurze Euphorie: Nachdem Innensenator Hartmuth Wrocklage in dieser Woche die Suspendierung der 25 Polizisten, die rassistischer Übergriffe beschuldigt werden, aufgehoben hat, scheuen die meisten Betroffenen nun wieder die Öffentlichkeit.

Zwei schilderten gestern dann doch bei einer Pressekonferenz der Verbände, was ihnen auf Hamburger Polizeiwachen widerfahren ist. Sechseinhalb Stunden in einer fensterlosen Zelle, eingepfercht mit zwölf weiteren Landsleuten, mußte der Gambier Camera A. in der Revierwache 17 (Sedanstraße) verbringen. Im Juni war er von Polizisten im Schanzenpark angesprochen worden. „Ich kam von meinem Scheidungstermin und wollte nur meine Ruhe.“ Die Beamten aber hätten ihn aufgefordert, sofort den Park zu verlassen – ein Befehl, dem er nicht nachkommen wollte. Er landete auf der Wache, wo man ihm nach seinen Aussagen die Kleidung nahm und ihn derart an den Haaren riß, daß er mehrere seiner Rastalocken lassen mußte. Als er nach Stunden wieder freigelassen wurde, habe man als Begründung für die Kurzhaft angeführt, so Camera, daß er schließlich vor sechs Jahren mal was mit Drogen zu tun gehabt hätte. Der Gambier erstattete Anzeige wegen Körperverletzung und Nötigung.

Einen Dom-Bummel, der in der Davidwache endete, erlebte am 31. Juli ein Asylsuchender aus Togo: Beim nächtlichen Kiez-Spaziergang sei er auf dem Hamburger Berg von zwei Zivilpolizisten nach dem Ausweis gefragt worden. Obwohl er Führerschein und Duldung vorweisen konnte, mußte er mit zur Wache. „Macht Ihr das, weil ich Afrikaner bin“, habe er gefragt – ja, habe ein Beamter geantwortet. Auf der Wache habe er sich völlig entkleiden müssen und sei von einem Beamten ins Gesicht geschlagen worden. Wenig später habe man ihn freigelassen. „Was hier unten passiert ist, darf draußen niemand erfahren“, diesen Rat habe man ihm noch auf den Heimweg mitgegeben.

Keine Einzelfälle, sondern struktureller Rassismus unter Polizisten – so die Bewertung von neun afrikanischen Organisationen in der Hansestadt. „Die Polizei ist nur schwer zur Verfolgung von Angriffen gegen Ausländer zu bewegen“, beklagt deren Sprecher Patrick Agyemang. Wenn dann auch noch deutsche Zeugen fehlten, würden ihre Anzeigen „nur selten ernst genommen und konsequent verfolgt“.

Die Verbände fordern daher nicht nur die Entlassung rassistischer Beamter aus dem Staatsdienst, sondern auch ein Anti-Rassismus-Gesetz und die Einrichtung eines Beratungs- und Informa-tionszentrums für Afrikaner in Hamburg sako