Dann gehen die Computer aus

■ BerufsschullehrerInnen machen mobil gegen Versetzungen in andere Schulen

An den Bremer Berufsschulen droht der Bildungsnotstand. Das sagt die Lehrergewerkschaft GEW und schlägt jetzt Alarm: Wenn die Bildungsbehörde all die LehrerInnen aus den Berufsschulen abzieht, wie sie das angekündigt hat, dann werden zentrale Bereiche der beruflichen Bildung schlicht zusammenklappen. Und betroffen sein werden vor allem die SchülerInnen, die mehr Förderung als andere nötig haben.

Zur Erinnerung: Zu Beginn des Schuljahres war der Bildungssenator damit herausgerückt, daß in den Grundschulen tiefe Löcher in der Versorgung mit LehrerInnen klaffen. Danach sollten LehrerInnen aus der Sekundarstufe I (5.-10 Klasse) an die Grundschulen versetzt werden, die Löcher in der Sek I sollten wiederum mit LehrerInnen der Sek II (Oberstufe) und der Berufsschulen gestopft werden.

Das Versetzungskarussell begann sich zu drehen, obwohl jede einzelne Schukle ihre LehrerInnen längst verplant hatte. Der Behörde schlug ein Sturm der Entrüstung entgegen. Nun schildern GEW-VertreterInnen aus den Bremer Berufsschulen die konkreten Auswirkungen der bremischen Versetzungsrunde in ihrem Schulzweig.

Beispiel Schulzentrum Neustadt: Aus einem Kollegium von rund 100 LehrerInnen sollen 13 an die Sek I versetzt werden. Einige Freiwillige haben sich gefunden, doch sechs weigern sich standhaft. Die wurden von der Schulleitung schlicht bestimmt, ohne Mitwirkung des Kollegiums. „Innovation ist nur noch eine Worthülse“, kommentiert die Lehrerin Heidi Wilcke.

Gerade die Berufsfachschule für Kinderpflegerinnen sei voller Schülerinnen mit erheblichen sozialen Problemen. Auf die habe die Schule mit Lehrerteams gut eingehen können. Das ist ab sofort perdu. „Wir kehren zu den alten Methoden zurück.“ Und das auch nur für die jungen Frauen, die Glück gehabt und einen Platz bekommen haben. Trotz großen Andrangs wurde nur ein neuer Kurs für Kinderpflegerinnenmit 25 Plätzen eingerichtet. Heidi Wilcke: „Die anderen stehen auf der Straße, weil es für diese jungen Frauen meistens keine Alternative gibt.“

Beispiel Berufsschule für Elektrotechnik: Weniger Lehrer bedeutet auch hier größere Gruppen, aber gerade der technische Unterricht geht so vor die Hunde. Die vier Elektrotechnik-Labore und die Computerräume sind lediglich für Kleingruppen ausgelegt, erzählt der Lehrer Frank Poppe. Ein Rechner pro SchülerIn beim Informatik-Unterricht gehört dann der Vergangenheit an. Poppe: „Dann bleiben die Computer eben aus und wir machen wieder Unterricht mit Tafel und Kreide.“

Sämtliche Rechner und E-Technik-Geräte wurden bislang von Lehrern gewartet, die dafür Stundenermäßigungen bekommen haben. Die sind nun gestrichen, mit verheerenden Resultaten, wie Poppe sich vorstellt. Wenn die Wartung ausbleibt, werden die Geräte bald unbrauchbar sein. Was sowieso bachab geht, das sind die mühsam aufgebauten Kooperationsbeziehungen mit Bremer Großbetrieben wie dem Vulkan. Fazit der Gewerkschaft: Die Qualität der beruflichen Bildung ist so nicht zu halten. „Bildungspolitischer Wahnsinn“, sagt die GEW.

Das findet die Bildungsbehörde ganz und gar nicht. „Daß die volle Unterrichtsversorgung nicht mehr gewährleistet ist, das stimnmt“, gibt die Behördensprecherin Birgitt Rambalski unumwunden zu. „Aber das ist auch gewollt.“ Bremen könne es sich nicht mehr leisten, daß Auszubildende 12 Stunden die Woche in der Berufsschule sind, während in anderen Ländern acht bis zehn Stunden die Regel sind. Zehn sollen es auch in Bremen werden. Bislang seien die Berufsschulen relativ gut ausgestattet gewesen. „Was jetzt wegbricht, das sind Angebote, die aus dem Luxus entstanden sind“, sagt die Behördensprecherin. „Den können wir uns erstens wegen des Sanierungsprogramms nicht mehr leisten. Und zweitens geht diese Überausstattung nicht, wenn in anderen Schulbereichen wie in der Sek I Lehrermangel herrscht.“

J.G.