: Regisseur Clinton und Superstar Mandela
■ Südafrikas Präsident soll in Washington Jean-Bertrand Aristide aus Haiti belehren
Washington (wps/AP/taz) – Es ging um Emotionen und Geld, in dieser Reihenfolge, bei Nelson Mandelas Staatsbesuch in den USA, der gestern mit einer Rede vor dem Kongreß seinem Höhepunkt entgegenstrebte. Bill Clinton ließ es sich nicht nehmen, die USA und Südafrika auf eine Stufe zu stellen, indem er auf den Drang in beiden Ländern zur Überwindung von Ungerechtigkeiten hinwies. „Ich bin ein Kind des Südens“, erklärte der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Arkansas, „das in einer Umgebung der Segregation aufwuchs.“ Neben den Emotionen sind auch die Finanzen nicht zu kurz gekommen: Einen 100-Millionen-Dollar- Fonds für Unternehmer im südlichen Afrika will Clinton einrichten, die Hälfte davon für Südafrika gedacht; dazu eine schnellere Verteilung der 600 Millionen Dollar Südafrika-Hilfe, die die USA nach Mandelas Amtsantritt im Mai zusagten und deren Löwenanteil dem südafrikanischen Wohnungsbau zugute kommen soll. Länger wird es dagegen dauern, bis die US-Investitionen in Südafrika wieder das Niveau der Vor-Sanktionen-Ära erreichen: Eine Milliarde Dollar sind sie heute wert – 1991 waren es noch dreimal soviel.
Gestern sollte Mandela vor dem Kongreß die Rolle der USA bei der Überwindung der Apartheid in Südafrika würdigen und zu verstärkter amerikanischer Aufmerksamkeit für die Probleme seines Landes sowie weniger Erwartungshaltung für eine künftige südafrikanische Rolle in der Weltpolitik plädieren. Danach stand ein besonders apartes Treffen an: Nelson Mandela und Haitis Jean-Bertrand Aristide. Zwar wies Mandela Clintons Wunsch, Südafrika möge sich doch an der Haiti-Interventionstruppe beteiligen, höflich und ohne klare Absage zurück. Zur Aufgabe des haitianischen Exilpräsidenten, dessen für den 15. Oktober geplante Rückkehr in sein Amt mit Mandelas Entlassung aus dem Gefängnis im Februar 1990 verglichen werden kann, hat er jedoch eine klare Meinung: „Ich hoffe, sie werden die wesentliche Rolle der nationalen Versöhnung anerkennen“, sagte Mandela am Mittwoch an die Adresse der Haitianer. Und Clinton fügte hinzu: „Das haitianische Volk wird sehen, daß man ein Land, wo es tiefe und sogar blutige Gräben gegeben hat, zusammenführen kann.“ Mandela soll also als Kronzeuge für die Versöhnung zwischen Haitis Putschisten und den Putschopfern herhalten. D.J.
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