■ Zwei Jahre Knast für Babyschmuggel in Rumänien
: Ein Baby für 6.000 Dollar

Bukarest (taz) – Die britischen Medien waren geschockt über das „harte Urteil“ und verteidigten das Ehepaar Mooney. Sie hätten doch nur Waisenkinder aus einem elendigen Leben befreien wollen – nun müßten sie für ihre guten Absichten hinter rumänische Gitter.

In Rumänien dagegen erregte das britische Ehepaar zwar wenig Mitleid – sein Fall dafür um so mehr Aufsehen: Bei dem Versuch, das drei Monate alte Baby Monica über die ungarisch-rumänische Grenze zu schmuggeln, welches sie zuvor für 6.000 Dollar gekauft hatten, wurden Adrian und Bernadette Mooney gefaßt. Am vergangenen Freitag verurteilte ein Bukarester Gericht das Ehepaar wegen illegalen Grenzübertritts und illegaler Adoption zu 24 Monaten Gefängnis. Die Eltern, Florin Baiaram und Florina Dimir, beide 17 Jahre alt, erhielten je ein Jahr Gefängnisstrafe, die sie abbüßen müssen, wenn sie volljährig sind. Die Vermittlerin des Geschäftes, eine Bekannte der Eltern, muß für 28 Monate hinter Gitter.

Zwar sind die beiden Briten die ersten Ausländer, die in Rumänien wegen Kinderhandels verurteilt wurden, doch das Geschäft mit Adoptionen blüht. Nachdem im Sommer 1990 entsprechende Gesetzesregelungen großzügig gelockert wurden, registrierte das rumänische Justizministerium in den nachfolgenden 12 Monaten rund 10.000 Adoptionen ins Ausland – ein Drittel aller Adoptionen in der Welt. Dem „Kindertransfer“, vom staatlichen „Rumänischen Komitee für Adoptionen“ (CRA) nur locker kontrolliert, schoben Behörden jedoch wieder einen Riegel vor: Mittlerweile dürfen ausländische Staatsbürger nur noch Kinder adoptieren, die auf der Liste des CRA stehen, und auch nur dann, wenn innerhalb von sechs Monaten keine rumänischen Eltern für sie gefunden wurden.

Dafür läuft der Kinderhandel nun illegal. In Südungarn etwa kam die Polizei vor zwei Jahren einem rumänischen Schmugglerring auf die Spur, der rumänische Kinder ins westliche Ausland verkaufte. Laut dem rumänischen Justizministerium arbeiten Händler auch mit juristischen Tricks, um an Adoptionspapiere zu gelangen. Unter dem Vorwand, es handle sich um Kinder, die an Aids erkrankt oder behindert seien und deshalb humanitärer Hilfe bedürften, werden in Wirklichkeit gesunde Kinder „exportiert“.

Ein Ende solcher Praktiken ist vorerst nicht abzusehen. Die „Nachfrage“ im Westen ist groß – ebenso wie die Armut in Rumänien. Sie veranlaßt die Eltern, ihre Kinder an Händler zu verkaufen, weil sie sie nicht mehr versorgen können, und auch die Situation in rumänischen Kinderheimen, wo nach einer Schätzung des CRA mehr als 100.000 Waisen leben, ist katastrophal. Schon unter Ceaușescu wegen ihrer gefängnisartigen Zustände berüchtigt, hat sich in ihnen bislang wenig geändert. Aufgrund der Wirtschaftskrise erhalten sie kaum Geld vom Staat, das Personal ist unterbezahlt und meistens unqualifiziert. So ziehen viele Kinder es vor, aus dem Heim zu fliehen: Mehrere zehntausend Kinder leben derzeit auf Rumäniens Straßen.

Mit dem Argument, sie hätten der kleinen Monica ein besseres Leben ermöglichen wollen, verteidigten sich auch die Mooneys vor Gericht. Der Richter habe aber mit dem Urteil „ein Exempel statuieren wollen“. Die beiden seien in einem „ziemlich schlechten Zustand“, meinte die Anwältin des Ehepaares, Ioana Floca. Jetzt wollen die Eltern der Mooneys nach Rumänien fahren und bei Staatspräsident Iliescu persönlich um Gnade bitten. Denn er bezweifle, so der Vater von Adrian Mooney, daß sein Sohn ein rumänisches Gefängnis überleben wird. Keno Verseck