: Unterm Strich
Den Georg-Büchner-Preis, der kein schlechter Preis ist und der von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wird, wurde am Samstag an den Schriftsteller Adolf Muschg verliehen. Da freut sich die Kurzmelderin, die Muschgs Version des Parsifal, „Der Rote Ritter“, sehr sehr mochte und es dem Manne also gönnt, wenngleich er auch in seiner Dankesrede einigermaßen herumbramarbasiert hat: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar – auch die über den Menschen.“ In diesem gewichtigen Zusammenhang hat er dann wohl unvermeidlich an Auschwitz erinnert, um gleich anschließend an das Milgram-Experiment, von dem man in den achziger Jahren schon fast hoffen durfte, nicht ständig damit konfrontiert zu werden, zu erinnern. Ach ja. Außerdem warnte er noch vor politischen Utopien.
Unter dem launigen Motto Lachen mit Strindberg vermeldet dpa, daß Katharina Thalbach es möglich macht im Hamburger Thalia Theater durch ihre lustige Inszenierung von Mit dem Feuer spielen, für das Momme Röhrbein das Bühnenbild gemacht hat, an den von dieser Stelle aus ein kräftiges Salut! ergehen soll.
Mit großem Juchu und Blumengebind' wurde in der Pariser Bastille-Oper der gekündigte Musikdirektor Myung-Whun Chung verabschiedet, der unter der Last dieses Gebindes als kleiner Koreaner fast in die Knie ging. Das wäre ja lustig, was? Chung hatte es abgelehnt, sich von der Intendanz seinen bis zum Jahr 2000 laufenden Vertrag und die darin zugesicherten Kompetenzen beschneiden zu lassen. Daraufhin hatte der als autoritär verschriene Jean-Paul Cluzel den Dirigenten kurzerhand entlassen. Der war per Gerichtsentscheid wieder in sein Amt eingesetzt und mit einem täglichen Ausfallgeld von 50.000 Franc entschädigt worden, blieb aber von den Proben weiterhin ausgesperrt! Die Oper leidet offenbar unter einem Kompetenzgerangel zwischen dem neuen konservativen Intendanten und den Überbleibseln aus der sozialliberalen Ära.
In dem Keller eines slowenischen Filmmuseums in Ljubljana haben Studenten das bisher unveröffentlichte Erstlingswerk von Ernst Lubitsch gefunden, welches nämlich hieß Als ich tot war und welches bislang als verschollen galt.
Das Massaker japanischer Soldaten in der chinesischen Stadt Nanking von 1937, bei dem mehr als 155.000 (in China schätzt man die Zahl auf 300.000) Bewohner ermordet worden waren, wird nun verfilmt. Rund 30.000 chinesische Komparsen sind eingeplant. Produziert wird von der taiwanesischen Firma Long Shong International, der chinesische Regisseur Wu Ziniu wird inszenieren, und die Sache wird voraussichtlich 13,5 Millionen Mark kosten. Im Mittelpunkt soll die Tragödie eines japanisch-chinesischen Paares stehen.
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